Fünferbande klingt nach Politik oder Gaunerei. Aber hier? Es ist  erst einmal nix besonderes, Hunde vom Flughafen abzuholen, bzw. gleich dort an ebenso aufgeregte wie frischgebackene und übernervöse Hundemamis und -Papis zu übergeben. Es sei denn, der Flughafen ist bei Dresden und die Hunde dürfen dann in Berlin weiträumig verteilt werden. Doch Dresden liegt – von der Entfernung her – nicht in der Inneren Mongolei, ist also schnell zu erreichen. Was soll es?

Der Balearenbomber sollte allerdings erst gegen 23:25 in Dresden anlegen. Das war Überraschung Nummer zwo. Aber nicht schlimm, die meisten Menschen sterben im Bett und Schlaf wird generell überbewertet. Machen wir. So ein Hund hinten oder zwei – schnell erledigt.

Wie?

FÜNF?

Meine Beifahrerin und selbst designierte Hundemama verwöhnte mich im Vorfeld mit einem Kinderkardiologenteller Gulasch. Was die Kinderkardiologenteller anbetrifft, wissen die Gourmands der Kantine des Deutschen Herzzentrums Berlin, was ich meine. Ja, es betrifft die Quantität. Nein, Hundemamas Qualität in der Küche ist nicht zu beanstanden, im Gegenteil. Dann gab’s noch ein Doggybag für den Singlehaushalt und ab ging die Fahrt. Ein fröhlich Geplapper brachte das Hundetaxiteam bis nach Vetschau, da es dort aber lediglich Spreewaldgurken gibt und keine Mallewautzies machten wir kurzerhand kehrt und verfehlten den Abzweig nach Dresden diesmal nicht.

Dresden hat tatsächlich einen Flughafen und Flugzeuge gibt es dort auch. Macht aber nix, denn so konnten wir tatsächlich alle fünf Hunde wohlbehalten in Empfang nehmen. Den Hunden ging es auch gut, sie waren die Ruhe – in Tablettenform – selbst und blickten etwas irritiert durch die Boxengitter. Von Malle nach Sachsen reist man nicht jeden Tag, schon gar nicht zu bester Schlafenszeit. Aber wer aus einem Zwinger kommt, möchte auch in Dresden keinen sehen. So weit, so gut.

Die Flugpaten waren mächtig nett und wurden – weil so spät – von den Eltern in Empfang genommen, die Hunde in Ermangelung anderer Interessenten von uns. Was für ein Gewusel, als das Reiserudel vor dem Flughafengebäude in die sächsische Nacht entlassen wurde! War einer endlich im Auto und sollte der nächste folgen, wollte der erste doch lieber laufen und Nummer drei wollte zu Nummer zwei, die aber Nummer fünf als Reisekamerad bevorzugte, der aber statt Nummer vier vorne auf Hundemamas Schoß in die Hauptstadt geschaukelt werden sollte. Irgendwann waren alle drin, Tür noch einmal auf, Rute rein, Tür wieder zu, Abfahrt.

Das ging dann auch recht flott im Tiefflug über die leere Autobahn, schade nur, dass man diese lustigen runden Zeichen mit rotem Ring nicht lesen kann bei der Geschwindigkeit, jedenfalls brauchten wir vom Flughafengebäude Dresden – wie gesagt, die HABEN einen – zum Boxhagener Platz im Herzen von Friedrichshain exakt 1:35 Stunden. Nicht auszudenken, wäre das Hundetaxi 26 Jahre jünger gewesen…

Das weiterhin fröhliche Geplapper wurde dann ziemlich abrupt von einem olfaktorischen Desaster beendet: Hündin Bonito hatte einen gepflegten Elefantenhaufen pastöser Konsistenz auf die Hundetransportmatte gelegt, exakt auf die Durchführungsöffnung der Gurtpeitschen samt Gurtschlösser. Herrmannplatz Boxenstopp. Hundemama bändigte ein mittlerweile hellwaches Rudel, eingewickelt in Leinen, leicht fröstelnd in scharfer Briese und einer Umgebung, wo man nachts nur mit zur Faust geballtem Gesicht flanieren sollte, ich hingegen sammelte haufenweise Haufen in Kilometern von Küchenrolle ein, schüttelte die Decke aus und warf sie mitsamt allem Kuschelmaterial in den Kofferraum. Gummimatte von vorne unten nach hinten oben, letzte saubere Decke drauf, Hunde rein, Tür zu, Tür auf, Rute rein, Tür wieder zu und weiter. 3:50 Uhr früh. Schöneberg. Die Stoppelharre stehen. Drei Wetter tough.

Aber letztlich kamen alle wohlbehalten an. Und die Hunde? Auch.

  – © Michael Marx – 12/2010

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