Die Vorbereitung des WEEAC in Berlin am 8. Oktober laufen auf Hochtouren, auch wenn diese Veranstalung nach kritischen Diskussionen im Hundepfotenkrieg mit den Pfotenkriegern ob des Allmachtsgehabes der gleichnamigen ‚Organisation‘ nun von diesen gestemmt werden muss. Viele haben zugesagt, große Vereine und Organisationen darunter, noch viel mehr werden erwartet.

Es wird sich schnell heraus kristallisieren, dass auch eine Nichtteilnahme – warum auch immer, meist sind es Animositäten gegenüber anderen Teilnehmern – durchaus ein politisches Statement ist. Kurz, zum Wohle der Tiere sind alle enger zusammen gerückt und der Strang ist schon fast zu kurz, so viele ziehen gemeinsam dran. Friede, Freude, Sojakuchen?

Weit gefehlt. Eine Pfotenkriegerin aus dem Niedersächsischen meldete, dass selbst sie als erfahrene Pflegestelle und engagierte Hunderetterin hereingefallen ist auf einen Verein, dem sie selbst als anerkannte Pflegestelle zuverlässig und erfolgreich diente, bis sich das Blättchen dramatisch wendete. Plötzlich kursierten von der Vorsitzenden des Vereins lancierte Gerüchte, dem zufolge unsere Kriegerin eine Messi sei, natürlich Alkoholikerin, den Tieren den Auslauf verweigere und diese in erbärmlichen Zustand seien. Die Amtstierärztin wurde bemüht, um einen Pflegehund aus diesen barbarischen Zuständen zu befreien. Die kam, sah und wunderte sich: alles topp in Ordnung, gepflegte Hunde, kerngesund und fit. Gleichwohl nahm sie zu eigenem Bedauern den Pflegehund mit.

Vom gleichen Verein, deren Vorsitzende sich schon mal in einschlägigen Sendungen gerne als Pfoten-Fachfrau präsentiert, erhielt unsere Kriegerin einen alten Hund als Endstelle, dem sie einen würdigen Gnadenplatz schenken wollte. Der Hund war nicht nur alt, sondern schwerst krank und brachte zur Begrüßung unerwartete innere Werte mit sich: acht muntere Welpen toben inzwischen durch das Haus. Krankheit und Welpen waren dem Verein zu viel und so zog man sich von allen Zusagen zwecks ärztlicher Versorgung zurück. Schlimm?

Schlimmer: Weil sich unsere Kriegerin nicht zufrieden geben wollte mit dieser Aussage und sich beschwerte, tauchten unerwartet ganz andere Helfer bei ihr auf, vermittelt durch eben jenen Verein: Polizei mit Blaulicht und die bereits erwähnte Amtstierärztin. Nicht zum Helfen. Ja, der Alkohol, die Verwahrlosung, der Dreck, sie haben es geahnt. Aber nicht nur. Plötzlich erhob der Verein – Name übrigens der Redaktion bekannt, alle Unterlagen liegen vor – Anspruch auf einen anderen Hund, den unsere Kriegerin ordnungsgemäß als Endstelle erwarb, samt Vertrag und allen Unterlagen.

Wieder attestierte die erstaunte Amtstierärztin, die – auch das gibt es – ihren Job wirklich ernst nimmt, dass alles in bester Ordnung sei, dass es den Tieren hervorragend geht und eine bessere Haltung kaum möglich sei. Wieder passierte nichts, außer, dass in einem kleinen Dorf das Auftauchen von Polizei, Amtstierärztin und gut lancierte Gerüchte über eine angebliche Alkoholabhängigkeit schnell die Runde macht. Schon mal in einem kleinen Dorf gelebt? Also.

Das kommt den geneigten Lesern bekannt vor? Nein, es ist nicht der selbe Verein, zu dem an anderer Stelle wieder zu berichten sein wird. Nein, es ist auch sonst keine Ausnahme. Wir haben mittlerweile eine ganze Liste ähnlicher Vereine und  Organisatiönchen, die genau so handeln: die schwerst kranke Hunde ohne Hinweis verkaufen, die Hunde verkaufen, die lediglich über geteilte und/oder aus dem Internet kopierte Fotos mit frei erfundenen Eigenschaften bekannt sind, weil sie sonst reserviert und im Falle des Nichtverkaufs selbst in Pflege genommen werden müssten, die Pflegestellen ausnutzen und ohne Hilfe allein lassen im Notfall, die wie Sekten sich abschotten, ehemalige Mitarbeiter belästigen, verunglimpfen und teilweise bedrohen, die sich hinter falschen Identitäten verbergen, Spuren zu verwischen suchen.

Uns ist schleierhaft, warum im Sprachgebrauch immer ‚vermitteln‘ missbraucht wird. Über den Verträgen steht ‚Vermittlungsvertrag‘, ‚Schutzvertrag‘. In den Verträgen aber steht: Hund/Katze sowieso bleibt bis zur vollständigen Bezahlung der ‚Vermittlungsgebühr‘, der ‚Schutzgebühr‘ (wer schützt da wen vor wem?) EIGENTUM der Hunde/Katzen/Trallala-Hilfe sowieso. Wenn es vorher aber Eigentum der entsprechenden Vermittlerei war und bis zum Eingang der Zahlung ist, dann ist das ein Verkauf, dann ist das Handel. Was für ein Zufall, dass nur ein Kaufvertrag vor Gericht Bestand hat, so genannte ‚Schutz-‚ und Vermittlungsverträge‘ aber in der Regel nichtig sind.

Nein, es ist kein Zufall, dass einige Vermittler/Verkäufer keinen Verein gründen wollen. Stichworte: Handel, Steuern, wenn kein e.V., Transparenz. Obwohl – wie im Fall oben – auch das nicht immer hilft.

Und die ‚Guten‘? Schweigen und machen weiter ihre oft aufopferungsvolle Arbeit. Und das ist Teil des Problems. Immer noch kursiert der Satz: „Aber Hauptsache, die Tiere werden gerettet!“ – Nett gemeint, aber strunzdumm.

Was hier so häufig passiert mit unsauberem Handel, ist doch Folgendes: es kommen sehr kranke, ansteckende, verhaltensauffällige Hunde unkontrolliert nach Deutschland, oft verkauft an wohl meinende Menschen ohne Erfahrung, oft auch an nicht wohl meinende. Zu viele landen dann in deutschen Tierheimen. „Aber da haben sie es doch besser, als in ihrer Heimat!“ Wir streiten uns noch, welcher Satz dümmer ist.

Schon was bemerkt? Es geht um Verkauf. Um Zahlen. Um Hundeaugen. Um alles, was nichts an den Zuständen ändert, was den Herkunftsländern nicht hilft, mit Massenkastrationen das Problem Straßentiere in den Griff zu bekommen. Um alles, was keine Hilfe zur Selbsthilfe beinhaltet, keinen Aufbau moderner Auffangstationen, keine Aus- und Weiterbildung von Pflegepersonal, keine Kindererziehung und Jugendarbeit, keine Massenimpfungen. Es ist ein hilfloses Polieren an der Oberfläche. Natürlich werden jedes Jahr ein paar hundert Tiere gerettet. Von ein paar Hunderttausend. Aber der Preis ist zu hoch, auch weil viele beispielhaft arbeitende Vereine der irrigen Ansicht sind, es beträfe ja nicht sie, man müsse das ignorieren, es sei nur eine Minderheit. Wenn die sich da mal nicht täuschen.

Der gute Ruf ist dahin, das Ansehen sinkt, Tierärzte warnen immer mehr, obwohl doch gerade die oft verschmähten und angegriffenen Tierärzte ordentlich an den Invaliden des Verkaufskarussels verdienen – aber sie sehen die Gefahr! Die sonst so träge Politik erwägen, die Grenzen für Adoptionen zu schließen. Die Transportpreise für Flugboxen steigen. Alles nur Zufall? Und wovon träumen Sie Nachts?

Da dröhnt mir der gute alte Sponti-Spruch in den Ohren: „Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt!“


Noch einmal: Eine freiwillige und von einer unabhängigen Organisation ausgestellte und überwachte Zertifizierung mit einer Gültigkeit von 24 Monaten mit Stichproben-Prüfungen zwischendurch ist ein MUSS, bevor Ämter und Regierungen das auf ihre Weise anordnen – und dann wird es teuer, aufwändig und wäre ein willkommenes Instrument, die Adoption von Auslandstieren mit Hürden und Kosten zu bestrafen, bis sie nahezu unmöglich werden.

Es wird Zeit, dass sich Geprellte, Bedrohte, Geschädigte und Vereine gemeinsam offen und ohne Angst wehren, bevor der Schaden, den die Unverbesserlichen anrichten, nicht mehr zu korrigieren ist.

Der WEEAC ist eine ganz tolle Möglichkeit, eng zusammen zu rücken, alte Gräben zu füllen, sich wieder die Hände zu reichen und den Kampf gegen JEDE Form der Tierquälerei entschlossen aufzunehmen. Und gegen all die grauen und schwarzen TierhändlerInnen, die eben genau DAS tun. Dass muss an dieser Stelle mal in aller Deutlichkeit gesagt werden.

Wer sich für eine Zertifizierung interessiert, wende sich bitte per Email mit Fragen und Vorschlägen

© Michael Marx – 06/2011

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Nachtrag 12/2012: Mittlerweile mussten wir uns von unserem Mitglied trennen, da auch dort nicht alles gold war, was glänzte. Das macht das Verhalten des vermittelnden Vereins nicht besser, machte aber auch uns nur zu deutlich, wie sorgsam in jedem Falle zu prüfen ist. Eine bestürzende Erkenntnis…

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