Berlin liebt Hunde. Muss es auch. Denn es gibt in der Hauptstadt offenbar mehr Hunde als Einwohner, immer noch aber weniger als Fahrräder und Geranien. Ich habe alles. Ich bin ein Berliner, Herr Kennedy, wo waren denn IHRE Geranien? Damals? Platz!

Da Berlin nun Hunde liebt, gibt es natürlich Hundeplätze, wo die Racker ohne Leine nach Herzens- und nicht nach Herrchenslust herumtollen dürfen. Gleich drei davon allein auf dem Gelände des Flughafen Tempelhof. Den lieben die Berliner auch. Diejenigen, die schon bemerkt haben, dass die Luftbrücke nicht mehr Lebensmittel nach Berlin, sondern Urlauber nach Mallorca bringt und auch dies von woanders, sind froh, dass Ruhe ist in Tempelhof. Mode macht keinen Lärm, mangelnde Ideen auch nicht und auf Landebahnen lässt es sich wunderbar radeln. Der Rest ist Rasen.

Also, noch einmal, Berlin liebt Hunde. So wurden gleich drei Hundeplätze auf dem Areal eingerichtet. Und wie macht man das? Wiese unten, Zaun rings rum, drei Eingänge, an jedem ein Abfalleimer und ein Tütchenspender. Fertig ist der…

… nennen wir ihn – Hundeplatz?

Damit der gemeine Hundeeigner nicht allzu lange an diesem Ort verweilt, wurde sicherheitshalber auf Bänke verzichtet. Macht aber nix, wer will bei Sonnenschein ohne Schatten auf freiem Feld verdorren? Wo Bäume und Büsche – weil nicht vorhanden – nicht gewässert werden müssen, ist Wasser schlicht nicht nötig. Aber ist ja schließlich nur ein Hundeplatz. Inzwischen – ein halbes Jahr nach der Eröffnung – wurde entscheidend nachgebessert. Bänke gibt es zwar immer noch keine, aber hübsch rot-weiß-quergestreifte Betonbarrieren, vom Rollfeld entliehen, schmiegen sich nun anheimelnd unter couchgestreßte Bürgerhintern. Macht aber nix. Denn Autos werden deutlich komfortabler untergebracht und das mit Recht: Sie sind deutlich weniger gefährlich, dürfen darum ohne Leine raus, brauchen keinen Maulkorb und man tritt nicht in ihre Hinterlassenschaften. Schon mal was von Kampfautos gehört? Also. Außerdem verderben Autos auf den Gehwegen nicht den Spaß am Fahrrad fahren. Mit den Fußgängern ist es wie mit unseren Hunden: sie
bekommen, was übrig bleibt.

Dass das auch anders geht, ist in Reinickendorf zu bewundern. Da gibt es einen öffentlichen Hundeplatz mit Bäumen, Sträuchern, mit Röhren, Rampen, Hindernissen, in einen Park am Schäfersee. Angemerkt sei allerdings, dass der lauschige Platz mit fünf Hunden samt Personal bereits an der Kapazitätsebene angelangt ist. Keine rose ohne Dornen.

Merke: wer keine Hunde in öffentlichen Parks haben möchte, muss schon Alternativen anbieten.

© Michael Marx – 12/2010

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