Ich möchte diesen Artikel mit einem Posting – meiner Einschätzung nach ein besonders dummes, sich selbst entlarvendes Posting – beginnen:

Sandra S.: Der obige Link ist von einem Antiveganer und Jagdbefürworter + Zoophilenfreund, der in der Partei war um zu schaden und diese zu “crashen“. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, aber – glaubt jemand was im Antivegan steht? Wohl auch eher nicht….. Hetze, widerliche Hetze.
26. Mai um 19:37 · Gefällt mir

Dieses kurze und nichtssagende Posting ist ein Extrakt der aktuellen Probleme des ‚Tierschutzes‘ in Deutschland (nur da?) und somit natürlich auch ein Problem der ‚Tierschutzpartei‘, der Tierschutzpolitik, die es noch nicht gibt. Nach 30 Monaten Mitgliedschaft, davon 26 Monaten Arbeit als Vorsitzender des Landesvorstands Berlin kann ich nur sagen: So wie dort Politik verstanden und interpretiert wird, wird sich daran auch nichts ändern, da kann ein selbst ernannter Tierschützer und Kaninchenfreund in Brüssel so intensiv durch Brüssels Bars tingeln, um ‚Vertreter kleiner Staaten‘ auf die ‚Seite der Tierschutzpartei‘ zu saufen, wie er möchte (was im Übrigen ausreichend und beredt Zeugnis ablegt über sein Verständnis von Europa-Politik. Prost.

Woher kommt dieses Missverhältnis von ‚Tierschutz‘ und Politik? Woher kommt die potentielle Gefahr einer Unterwanderung von Neonazis, Sekten und kriminellen Energien bis hin zur organisierten Kriminalität?

Es gibt zwei Antworten. Die der so genannten Tierschützer lautet, dass dieses Missverhältnis gezielt von ‚Interessenverbänden‘, von Lobby-Vertretern‘, ‚DER Industrie‘, ‚Antiveganern‘ und anderen ‚Mächten des Bösen‘ initiiert wurde und gesteuert wird. Diese kuschlige Vorstellung lässt die Gutmenschen, Tagträumer und Betroffenen eng zusammen rücken, wärmt Herz und Gemüt und hilft, das eigene Unvermögen, dass eigene Missverständnis perfekt zu kaschieren. Auch sich selbst gegenüber.

Die andere Antwort lautet, dass hierfür die Beteiligten besser selbst sorgen, als alle Vertreter böser Mächte bis hin zu den Blut saugenden Antiveganern zusammen es je könnten. Denn all die oben beschriebenen Gutmenschen, Tagträumer und Betroffene rücken eben nicht enger zusammen, sondern bekriegen sich so gut sie eben können – und DAS können sie ausgesprochen gut – bis aufs Messer. Zum Schaden des Tierschutzes, des Tierrechts, der Tiere selbst, zu deren Gunsten sie vermeintlich all das tun, was sie in der Realität eben nicht tun: zusammen, also auf breiter Front gemeinsam, arbeiten, sich auf – sofern überhaupt vorhanden – Kernkompetenzen konzentrieren, Austausch pflegen und integrieren statt auszugrenzen und versuchen, Politik zu gestalten. Über den Vereinsirrsinn, die inflationäre Ausbreitung von Vereinen, die unter dem bestimmt gut gemeinten Deckmäntelchen Tierschutz dahin dilletieren und in der Summe mehr Schaden anrichten, als den Tieren oft genug gut tut, ist genug geschrieben worden, es wird sich erst dann etwas ändern, wenn Herr und Frau Staat gesetzgeberisch auf den Tisch haut. Ach so? Genau, da wären wir schon bei der Politik. Und da passiert nichts.

Es passiert nichts, weil Tiere keine Lobby haben. Da wären wir wieder bei den Vereinen, die sich im Wortsinne zwar durch Zellteilung vermehren wie die Rumänischen Straßenhunde durch schnöden Sex (Liebe Vorstandskollegin, Deine Meinung gefällt mir nicht, Dein Lippgloss nicht und barfen ist blöd, ich gründe lieber einen eigenen Verein…). Da die Spendensumme pro Jahr in etwa gleich bleibt, die Zahl der Vereine aber ständig steigt, ist der Wille zur Zusammenarbeit aber sehr überschaubar. Auch der der ganz großen. Die machen alle ihr eigenes Ding und würden im Traum nicht auf die glorreiche Idee kommen, wenigstens zur Unterstützung einer Tierschutzpolitik auch nur im Ansatz zu kooperieren. Es ist doch für die Tiere. Ja – was eigentlich?

Ach ja, die Politik. Es gibt doch die ‚Tierschutzpartei‘. Eigentlich. Wie ich in die ‚Tierschutzpartei‘ kam? Weil ich 2011 nicht wusste, was ich wählen sollte und durch einen dummen Zufall – die ‚Tierschutzpartei‘ findet bis heute in den Medien (aus gutem Grund) nicht statt – auf ein Wahlplakat stieß. ‚Tierschutzpartei‘ – dachte ich damals – die können bestimmt nur Tierschutz. Dann hatte ich mir allerdings die Mühe gemacht, das Parteiprogramm zu lesen und war im ersten Moment angenehm überrascht. Also gewählt, eingetreten und gewählt worden. Zum Landesvorsitzenden. In einem Landesverband, der sich neben praktischer Tierschutzpolitik unter anderem im Tierschutzforum des Landestierschutzbeauftragten Berlin mit allen Berichten der Politik durchaus kontrovers befasste und Info-Abende veranstaltete, um Mitglieder zu gewinnen und Fragen zu beantworten, bei denen immer die Mehrheit des Landesvorstands anwesend war. Dieser Landesverband war selbstbewusst, überraschend kompetent ‚bestückt‘, lebhaft, eigenständig und selbstkritisch. Ich war in der Politik ‚angekommen‘ – und fand in der Zusammenarbeit mit dem Landesverband Sachsen-Anhalt kongeniale Partner quasi in der Nachbarschaft. Ich konnte nur nicht verstehen, warum diese Partei bald 20 Jahre alt werden sollte – und dennoch lediglich um die 1 % der Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte.

Stefan Bernhard Eck und eine kleine Gruppe Handlanger – anders kann man die Akteure der weitestgehend kritiklose Akzeptanz einer autokratischen Herrschaft eines selbst ernannten Tierschützers ohne Vergangenheit (und hoffentlich Zukunft) nicht nennen – führen mit festem Griff eine Mitgliedschaft aus Vereinsmitgliedern ohne nennenswerte politische Ambitionen, zumindest aber ohne nennenswerte politische Grundkenntnisse an der kurzen Leine. Daran hat sich nichts geändert, im Gegenteil.

Es gibt keine innerparteiliche Diskussion, Kritik wird aggressiv zurückgewiesen, Kritiker als Parteischädlinge abqualifiziert und bekämpft, das Credo heißt: wer nicht spurt und die Schnauze hält, fliegt raus oder wird so lange bearbeitet, bis sie / er die Partei freiwillig verlässt. Egal, wie viel es sind, egal, welche Kompetenz die Partei verlässt. Wenn Kritiker aber nicht gehen wollen und nicht gegangen werden können, werden sie isoliert, werden wahllose Lügen über sie verbreitet, denen mangels jeder Möglichkeit einer Gegendarstellung nichts entgegnet werden kann, werden sie in der Öffentlichkeit, in Foren, in sozialen Netzwerken gezielt unglaubwürdig gemacht.

Moment. Das ist doch die typische Vorgehensweise von Vereinen, oder?

Das ist das Problem der ‚Tierschutzpartei‘, deren einziges Mitglied mit Führungsqualitäten und politischer Erfahrung, Jan Zobel, genauso ein ‚Geschenk‘ der NPD ist wie der Einzug eines Stefan Eck in das EU-Parlament, für den durch die Klage gegen die 3%-Hürde diese NPD den Weg ebnete – und nicht die ‚Tierschutzpartei‘ selbst. Außer ihm fallen mir gerade noch zwei weitere Mitglieder ein, die ich aus meiner Erfahrung heraus als politisch engagiert, integer, kritikfähig, kompetent und kompromissbereit halte. Alle anderen, die Politik hätten gestalten können, haben bereits die Partei verlassen, sind dabei, die Koffer zu packen oder warten auf ihren ‚Rauswurf‘. Die überwiegende Mehrheit ist völlig unpolitisch, möchte Ruhe und Ordnung innerhalb der Partei, keine unnötigen Diskussionen und lieber hinaus gehen, um Tiere zu retten. Das ist überhaupt nicht despektierlich gemeint, es sind in der Mehrheit hoch anständige Menschen mit durchaus hehren Absichten – aber ganz typische Vereinsmeierinnen und -Meier, die die ‚Tierschutzpartei‘ genau als solchen missverstehen.

Eine Partei hat die Aufgabe, die politische Willensbildung aktiv zu fördern und an Wahlen teilzunehmen. Was, bitte, ist an diesem Satz so unerhört schwer zu verstehen?

Die ‚Tierschutzpartei‘ macht sich das Leben selbst schwer und verhindert zuverlässig eine Teilhabe an realer Politik.

  • Wer sich nicht zumindest vegan ernährt, sollte keine Funktion ausüben, weil die Glaubwürdigkeit darunter leidet.
  • Wer sich nicht zumindest vegan ernährt, hat kein Recht, sich Tierschützer zu nennen.
  • Allgemeine vegane Ernährung muss dass Ziel der Partei sein.
  • Die Abschaffung der Tierhaltung ist Ziel der Partei.

Das hat nichts mit realer Politik zu tun und ist ein erprobtes Mittel der Ausgrenzung, der Elitenbildung und des Missverständnisses von Politik. Es geht eben nicht vorrangig darum, wie sich ein Mensch ernährt – auch wenn es immer idealer ist, sich möglichst fern von Tierleid zu ernähren -, sondern darum, welche Kompetenz sie / er mitbringt, um im Zusammenspiel Vieler von unterschiedlicher Kompetenz, eine mehrheitsfähige Partei zu bilden. Zumindest eine Partei, die es in die Parlamente schafft und somit in der Lage ist, an der Gestaltung unserer Zukunft teilhaben zu können.

Natürlich bin ich kein ‚Veganer-Hasser‘, kein ‚Antiveganer‘, aber eben auch kein Verfechter selbst ernannter Eliten. So funktioniert Politik auch nicht. Ich bin nur der Meinung – die im Übrigen auch Veganer mit gesunder Selbstreflexion teilen – nicht der Meinung, dass Veganer per se bessere Menschen sind, das ist schlicht Unsinn. Selbst Veganer werfen Veganern nicht selten ‚faschistoides Verhalten‘ vor.

Den Tieren selbst ist es so was von egal, wer sich für ihre Rechte einsetzt, Hauptsache, sie / er tut es so, dass unter dem Strich tatsächlich etwas für Tiere herauskommt, was von einer Mehrheit getragen auch nachhaltig ist. Das aber lässt sich eben nun mal nur mit Geduld, Augenmaß, Kompromissbereitschaft, Kompetenz, Sachlichkeit und der Gewinnung von Unterstützern aus ALLEN Lagern realisieren. So lange die ‚Tierschutzpartei‘ aber als elitäre Versammlung von ‚Gut-‚, nein ‚Bestmenschen‘ versteht und Kandidaten über Essgewohnheiten und Darminhalt, nicht aber über Kompetenzen gewählt werden – ja, ja, das Käseproblem… – wird sich definitiv nichts ändern. Erst Recht nicht für die Tiere. Davon abgesehen, dass viel weniger Mitglieder tatsächlich vegan leben oder sich vegan ernähren, wie diese selbst von sich erzählen. Das ist Fakt.

Bei der Wahl zum Bundesvorstand war ich der einzige Kandidat, der auch nur ein Ziel neben dem Tierschutz erwähnt hat. Im Gegenteil: Ich stellte mich vor als Kandidat, der deutlich mehr soziale, energiepolitische und wirtschaftliche Ziele in den Bundesvorstand einbringen wollen würde, um der ‚Tierschutzpartei‘ weitere Wählerschichten zu erschließen. Um dadurch letztlich mehr für Tiere erreichen zu können als durch den ausschließlichen Fokus auf Tierschutz. Das hat niemanden interessiert. Das macht deutlich, warum nur Wahlergebnisse um 1% herum möglich sind und sein werden, vielleicht auch mal 2%. Politik erfordert einen langen Atem. Für Kurzfristiges gibt es Organisationen und Vereine, für spektakuläre und eilige Aktionen Aktionisten. Alle drei Säulen sind wichtig, sollten aber zur Förderung der eigenen Glaubwürdigkeit jeweils ‚ihr Ding‘ machen, was eine Zusammenarbeit aber nicht ausschließt. Na ja, sieht man mal von der Realität ab…

Für Stefan Bernhard Eck zumindest ist die Rechnung aufgegangen, für die politische Bedeutung des Tierschutzes und für die immer wieder vor den Karren der Manipulation gespannten Tiere aber nicht.

Genau diese Erkenntnis und das Wissen, wie es besser gemacht werden könnte zum Wohle einer langfristigen Verankerung des Tierschutzgedankens in den Köpfen einerseits, aber vor allen Dingen in Gesetzen andererseits, war und ist mein Antrieb, die Leaks-Seite zu unterstützen und dort als Gastautor, Berater und Verbindungsglied aufzutreten.

‚Crushen‘ tun die Mitglieder ihre Partei viel besser selbst, die auf irgend einer höheren und reinen Lehre herum kauen, an statt von der Basis, also von der kommunalen Ebene über die regionale Ebene hinaus, aufbauend sich Aufmerksamkeit, Zuverlässigkeit als Fraktionspartner, öffentliche Wahrnehmung und daraus resultierend Einfluss durch Kontinuität zu erarbeiten. Ein zweites Männeken Piss in Brüssel wird da nicht helfen. Und so lange unter dem Applaus der anwesenden und teilweise gekauften Mitgliedschaft ein Bundesvorsitzender Horst W. verkünden darf, „dass er sofort sein Amt zur Verfügung stellen wird, wenn ein Mitglied des Landesverbands Berlin in den Bundesvorstand gewählt werden würde“ und der politische Erfolg der Basis aus Angst möglicherweise stark und selbstbewusst werdender Landesvorstände aktiv verhindert wird, bleibt alles so, wie es ist. Seit 20 Jahren. Genau genommen zu Lasten der Tiere.

Wer atemlos versucht, eigenen Idealen hinterher zu hecheln und diese auf eine Gesamtbevölkerung zu projizieren versucht und sich dann auch noch als unfähig zu Kompromissen, Toleranz, Dialogbereitschaft, Konsens- und Kritikfähigkeit und Transparenz erweist, wird über die Stimmen einer kleinen Klientel nie heraus wachsen können. Das ist aber genau das Bild, das die ‚Tierschutzpartei‘ nicht nur nach außen abgibt. Da eine nennenswerte Änderung dieser ‚Igeltaktik‘ nicht absehbar erscheint, habe ich für die Übergangszeit noch einen Tipp:

Wie wäre es mit einer Namensänderung für mehr Glaubwürdigkeit und eine adäquate Abbildung der inneren Befindlichkeit nach außen? Sagen wir mal… in:

Verein für Mensch Umwelt Tierschutz – der Tierschutzverein – ?

© madmarx 05/2014

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