Der sehr lockere Umgang einer auf Mallorca lebenden Vermittlerin unbekannter Hunde aus einer ‚Tötung‘ nach Deutschland via Ebay-Kleinanzeigen mit Würmern veranlasste unsere Tierarzt-Fachangestellte Chrissy zu mit Recht bissigen Aufklärung mit Gratulation an die Würmkönigin:

Alles hat ein Ende…nur der Wurm hat zwei. Manchmal hat auch das gerade im Glück der Vermittlung begonnene Hundeleben ein jähes Ende. Da saß der Wurm am längeren Hebel und am Ende auf dem Aus-Knopf. Machen wir uns mit einigen dieser Lebewesen bekannt:

Darf ich vorstellen: Dirofilaria inmitis – im lockeren Umgangston auch Herzwurm genannt. Der Schlingel, der lebt gar nicht im Herzen, sondern vorrangig in angrenzenden Blutgefäßen, sowie der Lunge. Die selbst ernannte Königin der Balearen behauptet, dieser fiese Wurm kommt in ihrem Refugium nicht vor. Aber weit gefehlt, liebe Königin: ca. 60 Prozent deiner befellten Untertanen sind infiziert, Schwimmwestenmangel und Seekrankheit haben dieses herzige Würmchen nicht an der Einreise gehindert. So wächst und gedeiht es denn prächtig und wenn die Burschen richtig groß und stramm sind, geht es dem untertänigen Pöbel leider sehr schlecht. Apathisch verweigern sie das Essen, das Luftholen wird schwer, in besonders tragischen Fällen sehen die Hunde die Würmer buchstäblich am Auge vorbeiziehen. Und am Ende des Wurms wartet ein langsamer, qualvoller Tod. Aber ich bin optimistisch! Es gibt die Pille danach, also nicht nach dem Tod, das wäre Irrsinn. Die Pille, die das Würmchen veranlasst seine Koffer zu packen (Schwimmweste nicht vergessen) und das Weite zu suchen. Liebe Königin, jetzt denk mal nach…

Ein weiterer Bewohner mag es eher zot(tig), er lebt in därmeren Gefilden: Toxocara canis, der gemeine Spulwurm. Kaum ist die Hundenase am Hintern des Nachbarn ist das winzige Spulwurmei aufgenommen. Liebevoll bebrütet schlüpfen alsbald gesunde ca. 15 cm lange Spulis. Ich habe den Kleinen Kosenamen gegeben, weil wir uns in letzter Zeit oft begegnet sind. Spanische Spulis sind die fettesten. Fett. Herr und Frau Spuli fühlen sich im Gedärm pudelwohl und vermehren sich so schnell, dass selbst mir die Kalauer ausgehen. Spulwürmer sind übrigens auch was für Kinder. Die nehmen sich gern und häufig eins mit und verstecken das solange vor Mama und Papa, bis ihnen vom vielen Verstecken ein dicker Bauch wächst. Das passiert nämlich, wenn man was versteckt, man bekommt einen dicken Bauch. Danke an die Weisheiten meiner Oma an dieser Stelle. Für beide – also Hund und Kind – gibts dann Medikamente. Manchmal gibts auch Entwicklungsschädigungen gratis dazu. Spulis winken gern zum Abschied noch mal aus Fiffis Häufchen, aber bitte dennoch das Tütchen zücken.

Der letzte lustige Gesell soll heute der Dipylidium Caninum sein. Der lockere Bandwurm. Gewitzt hüpft er per Floh-Taxi auf Fiffis Haar-Hotel und ist schon beim ersten Putzgang über die Zungenrutsche im Hund verschwunden. Der Gurkenkernbandwurm ist mein persönlicher Favorit: Falls er versehentlich mit einem Haufen auf dem Gehsteig landet, kraucht er behende davon und geht zum nächsten Haufen, in der Hoffnung, ein kleines Hundeferkel schnüffelt dran. Und zack: Nase, Speiseröhre, Magen, Lunge, Magen, Darm – endlich wieder daheim. Hier kann man brüten, hier lässt sich gut Familie gründen.

So, liebe Leute, jetzt ist mir selbst ein wenig übel, obwohl ich letzter Zeit vermehrt mit diesen widerlichen Zeitgenossen zu tun hatte. Auch wenn ich gebetsmühlenartig das Thema Wurmbefall widerkäue (in diesem Zusammenhang eine echt miese Wortwahl): Nehmt das Thema ernst. Und wenn die Königin der Balearen versichert, es gäbe in ihrem Reich keine solchen Mitbewohner, bleibt kritisch. Nervt Eure Tierärzte, hinterfragt, beobachtet! Wir brauchen keine Wurmkönigin!

© Chrissy – 04/2011

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