Risiken

Was zu beachten wäre – Risiken und Nebenwirkungen

Wer einen Hund aus dem Ausland adoptiert, muss wissen, was sie/ihn erwartet. Das fängt schon mit der Ernährung an. Ein häufig gemachter Fehler ist, den Migranten sofort mit leckerem Dosenfutter zu verwöhnen. Als Belohnung antwortet dieser gerne mit ordentlichem Durchfall. Ein bis zwei Tage Durchfall kommt durch den Stress der Reise und die völlig veränderte Umgebung häufig vor. Da aber Hunde in den Stationen oft ausschließlich mit Trockenfutter ernährt werden, ist eine zusätzliche Nahrungsumstellung gerne Auslöser für Durchfall. Das ist normal. Sollte aber der Durchfall auch am 3. Tag noch sehr wässrig sein, sollte unbedingt ein Tierarzt konsultiert werden.

Zusätzlich zum Durchfall ist häufig zu beobachten, dass Auslandshunde bis zu drei Tagen brauchen, bis sie (wieder) stubenrein sind. In den Stationen sind sie oft gezwungen, ihr Geschäft im ‚Wohnzimmer‘ zu erledigen. Dass das nun wieder anders ist, muss ins Gedächtnis zurück gerufen werden. In den ersten Tagen ist sehr häufiges Gassi gehen daher Pflicht, um Hund und Halter unangenehme Konflikte zu ersparen.

Geben Sie ihrem Tier Zeit. Jeder Einwanderer braucht Zeit, sich in seiner neuen Umgebung mit neuen Bezugspersonen und eventuell anderen Lebensgefährten wie Hunde und/oder Katzen einzuleben, alles kennen zu lernen und seine Position im ‚Rudel‘ zu erkennen und zu akzeptieren. Es kann bis zu drei Monate dauern, bis ein ‚Zugereister‘ endgültig sein Köfferchen auspackt und angekommen ist.

Haben Sie Geduld. Viele Hunde aus dem Ausland sind scheu, Menschen gegenüber zurückhaltend bis ängstlich. Zeigen Sie ihrem Begleiter, dass es keine Angst vor Ihnen zu haben braucht, dass es Ihnen vertrauen kann. Sie sind der Rudelführer und damit die einzige Instanz, die dem Tier Sicherheit und Gelassenheit geben kann. Seien Sie aber dennoch konsequent und beanspruchen Sie diese Position immer und ohne Ausnahme.

Nehmen Sie sich Zeit. Wer einen Hund aus dem Ausland adoptiert, sollte sich Urlaub nehmen, um möglichst viel Zeit mit seinem Tier verbringen zu können. Das erleichtert den Eingewöhnungsprozess und beschleunigt die Integration. Trainieren Sie aber auch frühzeitig das Alleinsein. Erst mit kurzzeitigem Verlassen des Zimmers, später mit Verlassen der Wohnung. Jedes Tier kann allein bleiben – aber das erfordert viel Geduld und Konsequenz. Wer hier versagt und seinem Schützling nachgibt, wird auch in anderen Belangen schnell die Position des Rudelführers verlieren.

Warten Sie ab. Wer einen neuen Mitbewohner zu schnell von der Leine lässt, darf sich nicht wundern, wenn das Tier weg läuft. Ängstlichkeit, Jagdtrieb, Neugier, es gibt viele Gründe, warum ein Hund plötzlich seine eigenen Wege geht. Viele Suchanzeigen erzählen von Hunden, die erst kurze Zeit beim Halter leben und oft aus dem Ausland kamen! Erst das Abrufen in geschlossenen Räumen trainieren, dann das Gelernte auf umzäunten Grundstücken und Auslaufgebieten trainieren, bis ihr Liebling aus jeder Situation heraus abrufbar ist. Für einen ausgewiesenen Jäger wie Galgo oder Podenco ist ein durchschnittlich hoher Gartenzaun allerdings kein Hindernis! Der nächste Schritt ist das Laufenlassen mit Schleppleine. Erst wenn dies immer reibungslos und zuverlässig funktioniert, sollte man den Hund von der Leine lassen. Bei läufigen Hündinnen sollte das auch dann unterbleiben!

Ein spanischer Hund kann mit deutschen Befehlen wenig anfangen! Wurde er von Auswanderern gehalten, muss auch Spanisch nicht immer die richtige Wahl sein: Sie müssen (meist) wieder von vorne anfangen!

Wundern Sie sich nicht, wenn ihr Lebensgefährte aus dem Ausland nicht spielt und anderen Hunden sehr reserviert gegenüber tritt: in vielen Ländern sind Hunde einfach da – und sonst nichts. Oft werden sie in den Garten gesetzt und bleiben dann da. Ohne Beschäftigung, ohne nennenswerten Kontakt zu Artgenossen. Sie werden allenfalls am Sonntag an der Leine ausgeführt.

Ein Hund aus dem Ausland ist oft buchstäblich ein unbeschriebenes Blatt! Das ist aber auch eine große Chance, einen so ‚unverbastelten‘ Zeitgenossen nach Ihren Bedürfnissen zu erziehen, was deutlich einfacher ist, als einen verzogenen Hund wieder verlässliche Strukturen anzuerziehen.

Das klingt schlimm und schreckt Sie ab? Warum? Sie werden nach einem überschaubaren Zeitraum mit mehr belohnt, als all die Mühen gekostet haben: mit einem wundervollen und treuen Begleiter, der einen langen Weg gemeinsam mit Ihnen gehen wird.


Kommentare

Meesbu schrieb:

Zitat: „Ein spanischer Hund kann mit deutschen Befehlen wenig anfangen! Wurde er von Auswanderern gehalten, muss auch Spanisch nicht immer die richtige Wahl sein: Sie müssen (meist) wieder von vorne anfangen!“

Nach einhelliger Auffassung reagieren Hunde (Kaniden) in erster Linie auf visuelle Signale. Das heißt nicht, daß sie nicht in der Lage wären, auch akustische Signale zu erlernen. Das visuelle Signal bleibt dennoch bestimmend. Der Mensch / Halter bemerkt oft gar nicht, daß das Signal „Gassigehen“ den Hund weniger durch einen (begleitenden) akustischen Befehl erreicht, sondern vielmehr durch Gesten, wie beispielsweise die Jacke von der Garderobe nehmen oder das Klappern des Schlüsselbundes.

Wenn man sich diesen Umstand zu Nutze macht, kommt es auf die (akustische) „Sprache“, mit der der Hund in seiner Vergangenheit konfrontiert war, nicht an. Dieses Problem dürfte zu vernachlässigen sein.
Viele Grüße, Meesbu.


Windhündin schrieb:

Hier muss man in einigen Punkten vorsichtig sein, wenn es um Windhunde geht… Für die gilt beispielsweise die Sache mit der Schleppleine eher nicht. Wer einen Galgo im „Angang“ mit einem Fuß auf der Schleppleine glaubt halten zu können, ist entweder ein Elefant oder hat übermenschliche Kräfte in nur einem Bein – oder stürzt (hoffentlich nicht schlimm), während die windige Nase mit samt der denn gefährlichen Schleppleine weg ist. Windige Neuzugänge bei windhund-neuen Menschen IMMER doppelt an Halsband und Geschirr führen und nie Flexi oder Schleppleine an die schönen Schnellen klinken. Und: Windhunde brauchen häufig noch viel länger als drei Monate, bis sie wirklich den Koffer auspacken – und das aber merkt man dann gewaltig, obwohl die Monate vorher doch scheinbar auch schon fast alles ganz gut lief…

Und ja: Mit etwas langem Atem und einiger Kreativität wird es unmerklich leichter, kann ich nur bestätigen. Und das Lustige ist: es geschieht so „schleichend“ – eines Tages rührt man morgens im Kaffee und stellt plötzliche fest, dass sie DIESE, ja genau DIESE fiese, nervende Unart gar nicht mehr zeigt… Moment mal: seit wann eigentlich nicht mehr…

Und derart gemeinsam Durchstandenes schweißt sooo wunderbar zusammen.
Herzlichen Gruß, die Windhündin