Impfungen

Nur Obst gehört ungespritzt…

Seit es Impfungen gibt, wird über Häufigkeit und Wirksamkeit gestritten. Tierärzten wird regelmäßig vorgeworfen, sie würden zu viel impfen, da dies ihre Haupteinnahmequelle sei. Wenn der Hausarzt (für Menschen der) Pillen, Tropfen, Zäpfchen und Spritzen großzügig verteilt und Rezepte schreibt und mit Medikationen schnell bei der Hand ist, sagt niemand etwas – die Frau / der Herr Doktor wird es schon wissen, hat schließlich Medizin studiert und ich will gesund bleiben. Das ist eben so. Passt das zusammen?

Natürlich. Der Mensch wird über Krankenschein versorgt, der verschreibende Arzt auch. Ein paar Euro Zuzahlung tun kaum weh und weh tun soll ja schließlich nichts. Diese Unbekümmertheit wird unserem heiß geliebten Vierbeiner so nicht zuteil. Weil jede Spritze, jede Pille bar bezahlt werden muss. Am Portemonnaie scheiden sich Fürsorge für den – angeblich – besten Freund des Menschen und dem Selbst. Ausrede: die Pharmaindustrie ist schuld. Tierärzte wollen sich nur bereichern. Während Menschen zum Teil immer schwerer zu behandeln sind, weil auch Virenstämme hochrüsten gegen das Dauerfeuer vernichtender Substanzen. Aber geschluckt wird, was die Röhrchen hergeben. Kostet ja nichts. Oder nur wenig. Bitteschön, hier ist mein Arm, Frau Doktor, spritzen Sie! So schnell können die Helferlein die Ampullen nicht köpfen. So schnell hat Herr Doktor nicht ‚Guten Tag‘ gesagt, da schnellen die Ärmel auch schon nach oben.

Hundeleben. Wenn immer mal wieder gegen besseres Wissen bei Hunden aus dem Ausland auf die zweite Spritze der Grundimmunisierung verzichtet wird, ist das grob fahrlässig. Natürlich – wurde das betreffende Tier bereits grundimmunisiert – reicht das aus. Aber wurden sie tatsächlich? Selbst die Hunde, die vom Halter ordnungsgemäß abgegeben wurden in den Tierheimen, Tierasylen, Tötungsstationen, kommen meist ’netto‘ an, ohne Papiere, ohne Impfnachweise. Sie haben außer einem treuherzigen Augenaufschlag der Halter nichts vorzuweisen. Es sollte nicht vergessen werden, dass in den betreffenden Ländern Hunde auch abgegeben werden aus Armut. Und diese Hunde sollen für teures Geld durchgeimpft sein? Von Straßenhunden mal ganz zu schweigen.

Gerade vor ein paar Tagen verstarb ein junger Hund aus Spanien in den Armen einer befreundeten Tierarztmitarbeiterin an Parvovirose. Der Impfausweis belegte lediglich eine Impfung von den zur Grundimmunisierung nötigen zwei Impfungen. Das macht wütend. Nicht nur, weil der Verlust des Lieblings schlimm ist. Aus Sicht der behandelnden ÄrztInnen und Helfer auch, weil solche Hunde diese extrem ansteckenden und oft tödlich verlaufenden Krankheiten mitbringen. DAS ist der Grund, warum Tierärzte in Deutschland die Nase rümpfen bei Importhunden. Der Pharmaindustrie ist es egal, in wessen Körper das Serum landet. Die Regierung sponsert das Naserümpfen nicht, Deutsche Tierheime ebenso wenig.

Es geht nicht um irgendeine Wiederholungsimpfung. Es geht darum, dass im Zweifel bei Tieren unbekannter oder nicht ausreichender dokumentierter Herkunft eine Grundimmunisierung zwingend erforderlich ist. Zum Schutz des geimpften Hundes – aber auch zum Schutz der Hunde des aufnehmenden Landes.

Wenn Sie also ein Hund aus dem Ausland adoptieren, sollten Sie sich vergewissern, ob die Kombi-Impfung als Grundimmunisierung mit zwei Impfungen – WICHTIG: im vorgeschriebenen Abstand von vier Wochen – vorgenommen wurde. Dann sind sie, vor allem aber der Hunde, der endlich die Chance auf ein schönes Leben erhält, auf der sicheren Seite. Und alle Hunde, denen er begegnet.

Wenn Ihnen erzählt wird, dass eine Impfung ausreichend sei, fordern Sie den Nachweis der jemals erfolgten Grundimmunisierung ein. Sie haben ein Recht darauf. Bekommen Sie aber beides nicht, adoptieren Sie woanders. Es gibt genügend Organisationen und Vereine, die sehr sorgsam ihrer Verantwortung für Tiere – und somit dem Tierschutz gegenüber – nachkommen.

Leider gibt es im Ausland genug Tierärzte, die die Meinung vertreten, dass eine Impfung ausreicht. Nicht wenige von ihnen hängen finanziell am Tropf der Tierheime oder Tierasyle, die oft die einzige nennenswerte Einnahmequelle sind, da dort nicht wegen jedem Schluckauf eines in der Hierarchie ganz weit unten angesiedelten Tieres ein Mediziner konsultiert wird wie in Deutschland. Das dürfen wir nicht vergessen.

Nach zwei Wochen Recherche und Anfragen bei einer großen Zahl von Tierärzten ergibt sich hierzulande ein anderes Bild: ALLE sprachen sich vehement für eine komplette Grundimmunisierung aus für Hunde ungewisser Herkunft.