Um Nachfragen vorzubeugen: im Folgenden geht es um den Tierschutz in Sachen Hunde, speziell derjenigen, die aus dem Ausland zu uns kommen, weil sie als Streuner aufgegriffen oder von den Haltern ‚entsorgt‘ wurden und aus Tierheimen – oft missbräuchlich als Tötungen bezeichnet – oder Pflegestellen heraus vermittelt (verkauft) werden. Also um bedingten Tierschutz. Also um einen im ernsthaften Tierschutz / Tierrecht eher kleinen Bereich, der um so lauter auf sich aufmerksam macht.
Es geht um einen Markt, der sich nur sehr sekundär darum bemüht, das Leben und Überleben von Streunern im Herkunftsland nachhaltig zu verbessern (Hilfe zur Selbsthilfe: Vermittlung im eigenen Land, Aufklärung, Versorgung) und vorhandene Populationen zu verkleinern (Kastrationen nach dem Motto ’neuter and return‘). Es geht um Spenden, und Vermittlung durch immer mehr Vereine, Organisationen und Einzelpersonen, es geht also um viel, viel Geld.
Die Pfotenkrieger raten also von einer Aufnahme eines Auslandshundes – aus Gründen des besseren Klanges gerne als ‚Adoption‘ bezeichnet – ab? Nicht unbedingt. Jedenfalls dann nicht, wenn das Umfeld stimmt. Aber es gibt so einiges zu bedenken:
Laut Schätzung von Dr. med. vet. Christa Wilczek (Veterinäroberrätin, Abteilungsleiterin des Fachbereichs Tierschutz und Tierseuchen, Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz Darmstadt) liegt die Zahl der Hunde, die jährlich von Tierschutzorganisationen aus Ost- und Südeuropa allein nach Deutschland importiert werden, über 200.000 Hunde. Pro Jahr! Diese Annahme datiert auf das Jahr 2003. Aktuell kann von mehr als 400.000 Hunden ausgegangen werden, die pro Jahr nach Deutschland eingeschleust werden. Eingeschleust deswegen, weil nahezu alle Hundeimporte gegen europäisches Tierschutz-Transportrecht, europäisches Recht zum innergemeinschaftlichen Verkehr mit lebenden Waren und nicht zuletzt gegen nationales Ein- und Ausfuhrrecht, Tierschutzrecht, Steuerrecht etc. verstoßen. Die leise und fleißig arbeitende Minderheit seriös arbeitender Vereine sind natürlich auszunehmen.
Gibt es denn nun aber einen sichtbar positiven Effekt dieser ‚Hilfe‘ in den Herkunftsländern? Schrumpft die Population? Weit gefehlt. Der Bestand vermehrt sich nach wie vor ungehemmt, mittellose Bürger der von der Streunerproblematik betroffenen Länder haben im Gegenteil erfahren dürfen, dass sich durch Verkauf von Streunern teilweise direkt von der Straße weg – denn darum handelt es sich – ein krisensicheres Geschäft generieren lässt. Gelegenheit macht Diebe, unkritische Nachfrage nach der Ware Tier Betrüger. Erschwerend kommt dazu, dass auch hier die Kirche ein gewohnt schlechtes Bild abgibt und Kastrationen von Tieren als widernatürlich ablehnt, Armut, Überlieferung, Tradition und Unwissen tun in Verbindung mit einer desinteressierten Politik ihr Übriges.
Generell abraten tun wir von einer Aufnahme direkt aus ausländischen Tierheimen, die nicht über eine eigene Quarantänestation verfügen und nicht kastrierte Tiere anbieten. Wenn es denn direkt aus einem Tierheim oder ‚Tötung‘ sein muss, dann von dort, wo Informationen über Wesen und Eigenschaften des angebotenen Tieres, über Alter, Gewicht, Gesundheitszustand (möglicherweise auch über vorhandene oder in Behandlung befindliche Krankheiten, bzw. Einschränkungen oder Handicaps) ausführlich angeboten werden. Tierheim und Tiere sollten sauber und gepflegt, alle Informationen in Deutsch, zumindest in Englisch zu erhalten sein. Die beste Wahl allerdings ist, sich vor Ort im Urlaub ein Tier auszusuchen und es dann gleich ‚zur Probe‘ zu sich zu nehmen, um zu testen, ob die ‚Chemie‘ stimmt.
Im Idealfall sollte das Tier aber aus einer Pflegestelle in Deutschland stammen, dort bereits sozialisiert, im Wesen getestet und einem Deutschen Tierarzt vorgestellt worden sein. Teilweise unterhalten vermittelnde Vereine Pflegestellen im Herkunftsland, diese sollten aber benannt und im Internet vorgestellt werden. Einheimische Hunde (und Halter) haben ein Anrecht darauf, vor fahrlässig eingeschleppten Krankheiten geschützt zu werden.
Warum aus Pflegestellen?
Die Pfotenkrieger möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass die via Facebook zig Mal geteilten Tiere, die angeblich innerhalb der nächsten zwei Tage getötet werden sollen und teilweise auch Wochen später immer wieder auftauchen, denjenigen, die sie teilen und so eine Aufnahme empfehlen, weder das Tier, noch Herkunft, Umstände der Vermittlung, Vermittler oder Zustand des Tieres auch nur flüchtig kennen. Wer so ohne Hintergrundwissen teilt, verhält sich grob fahrlässig und auf jeden Fall nicht sachgerecht.
Aus gutem Grund empfehlen wir ausschließlich eine Aufnahme von Vereinen, die auf eigener, übersichtlicher und nicht mit Mitleid und Greuelbildern werbender Webseite reichhaltige Informationen zum Tier, zu eigenen Projekten wie Kastrationen, zum Herkunftsland, Rasse, typische Rasseneigenschaften, Krankheiten, Impfungen, möglichen Problemen mit Auslandshunden (Sozialisation, Erziehung, Haltung, Angstverhalten, Verlustängste, Dominanz, Territorialverhalten etc.) übersichtlich, valide und leicht verständlich bereit halten.
Wer wirklich Tierschutz betreiben und gezielt helfen möchte, der suche sich Vereine und Organisationen, die sich ausdrücklich um Kastration, Vermittlung im Herkunftsland, Quarantäne, Pflegestellen und Gesundheitsfürsorge befassen, um sich dort ein Tier auszusuchen oder Geld bzw. Sachleistungen zu spenden. Nur das ist reeller Tierschutz und darf sich mit diesem Prädikat schmücken.
Wer aus unbekannter Quelle ein Tier erwirbt, unterstützt illegalen Tierhandel und ist auf Bettelei, Erpressung mit Mitleid und Bauernfängerei zum Wohle der Vermittler hereingefallen, obwohl es durchaus möglich ist, sich umfassend zu informieren.
Auch Vereine, die Zielsetzung, Satzung, Vorstand, Adresse samt Kontaktmöglichkeiten und Ansprechpartner verschleiern, keine eigenen Projekte benennt, die Zusammensetzung der Vermittlungsgebühr nicht offen legt, keine begleitenden Informationen bereit hält, mit Greuelbildern bettelt und überall besonders groß und unübersehbar um Spenden bettelt, sollten mit großer Vorsicht behandelt werden.
Wer Erfahrungen mit Vermittlungen gemacht hat, möge uns diese bitte mitteilen. Bei negativen Erfahrungen bitte nur mit Kopien belastbarer Beweise (Brief- bzw. Mailverkehr, Verträge, Diagnosen, Gedächtnisprotokoll). Alle Informationen sind für den Ausbau unserer Webseite wichtig und unverzichtbar. Zum Schutze aller!
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