Die Entscheidung ist also gefallen, ein Begleiter soll das Leben bereichern, eine kleine Auswahl an Rassen, die zur Familie passen, getroffen, Mixe inklusive, Geschlecht stimmt auch. So weit, so gut in den Wunschhundfragen dritter Teil:

Als nächstes kommt die Frage, woher das gute Tier denn kommen soll, also, aus welchem Hause, vom Züchter, aus heimischem Heim, aus dem Ausland, man hört und liest ja so viel. Schwere Entscheidung, Hunde gibt es überall: von Züchtern, über Ebay-Kleinanzeigen, Facebook, Annoncen, einschlägige Foren, ortsansässigen Tierheimen über Gebote aus dem Umfeld bis hin zu Aushängen im Supermarkt.

Woher also?

Vom Züchter? Hunde vom Züchter gelten als teuer. Eine verantwortungsvolle Aufzucht von Welpen ist es, sie erfordert viel Geduld, Zeit, Fachwissen und eine ausreichende und umfassende medizinische Betreuung, bis sie – frühestens ab der 12. Woche – angeboten werden sollten. Dafür wird eben ein entsprechender Preis verlangt. Automatisch Rückschlüsse daraus zu ziehen, dass da kein Risiko lauert, dass Züchter alle nach bestem Wissen und Gewissen sauber und seriös handeln, ist gefährlich. Es gibt auch da ausreichend schwarze Schafe, selbst eine Tierärztin kam vor, die hochgradig kranke Katzenbabys aus eigener Zucht skrupellos vermittelte. Dann wäre da ein weiteres Problem: es existieren bereits zu viele Hunde ohne Heim und Zuflucht in Europa. Es braucht also – genau genommen – keine ’neuen‘ Hunde, sondern eine ordentliche Vermittlung bereits ‚vorhandener‘.

Ebay-Kleinanzeigen ist für viele ein rotes Tuch in Sachen Tiervermittlung. Verständlich. Dennoch ist es für viele Privatpersonen eine angenehme Möglichkeit, am Ort und in der Umgebung einen passenden Abnehmer zu finden, wenn es ’nicht mehr geht‘. Allergien, Trennungen, Kinder, Umzug, berufliche Veränderungen, Gründe gibt es schon, die eine Abgabe nötig machen. Wer sich hier umsehen möchte, sollte – wie in jedem Fall – Vorsicht walten lassen: im Gespräch den Haltern ‚auf den Zahn‘ fühlen, bei einem persönlichen Termin auf gemeinsames Gassi bestehen, die Interaktion zwischen Hund und Halter beobachten, den Pflegezustand des Hundes, aber auch der Wohnung – alles sagt viel aus.

Und: unbedingt die Papiere zeigen lassen, die Impfeinträge, Tierarztrechnungen: wer es ernst meint mit seinem Tier, der sammelt alle Unterlagen in einem Ordner auf. Einen erfahrenen Hundebesitzer mitnehmen, der im Hintergrund einfach nur beobachtet, ist immer eine gute Maßnahme. Gleiches gilt natürlich auch für alle Käufe aus privater Hand.

Das örtliche Tierheim bietet die Möglichkeit, nach gemeinsamem Gassi gehen das ausgewählte Tier auch mal über das Wochenende ‚zur Probe‘ mitzunehmen. Darüber hinaus wird das Tierheim aber auch Sie prüfen – was vielleicht auch Mängel aufzeigt, die Ihnen selbst noch nicht aufgefallen sind: sei es das Umfeld, seien es Mängel in der Sachkunde, auch wenn diese nicht explizit abgefragt wird. Ein Test in beide Richtungen hat große Vorteile – für alle Beteiligten.

Oft aber bietet das örtliche oder nahe gelegene Tierheim keinen Hund einer Rasse, die in Frage kommt. Oft aber ist auch der Wunsch da, einem Tier ohne Zukunft aus dem Ausland eine zweite – oder dritte – Chance zu geben. ‚Adoption‘ aus dem Ausland.

Hier ist besondere Vorsicht gefragt, der Anteil unseriöser oder einfach ahnungsloser Vermittler ist hoch! Wer hier einigermaßen sicher sein möchte, sich richtig zu entscheiden, sollte einige Kriterien beachten:

Es sollte eine Webseite geben, die alle wichtigen Anforderungen erfüllt: aussagekräftiges Impressum, erreichbare Ansprechpartner, einen Eintrag im Vereinsregister, übersichtliche Gestaltung mit Fotos, die ein Tier deutlich in mehreren Bildern abbilden, nachvollziehbare Aussagen über Größe, Gewicht, in etwa über das Alter, etwas zur Vorgeschichte, Aussagen zum Wesen, die arttypisch und realistisch erscheinen. Guter Ausdruck, wenig Fehler, häufige Aktualisierung, Aussagen zum Team, zur Vereinsarbeit, zum Verein selbst sollten vorhanden sein, auch ein Verzicht auf die ‚branchenüblichen‘ Greuelbilder zur Förderung von Mitleid und Kaufentscheidung macht einen guten Eindruck.

Wenn als Service noch Vertrag, Selbstauskunft und eine ‚Anleitung‘ zum Umgang mit Tieren aus dem Ausland im PDF-Format erhältlich sind, rundet das einen positiven Eindruck ab.

Kaufen Sie dort, wo über die überprüfbare Unterstützung von Tierschutzprojekten im Herkunftsland wie Aufklärungs- und Kastrationsprogramme berichtet wird. Fragen Sie nach, ob der vermittelnde Verein Tierhandel angemeldet hat, so bekommen Sie einen Kaufvertrag, der Ihnen auch Rechte einräumt – so genannte Vermittlungs- oder Schutzverträge haben juristisch keine Gültigkeit! Prüfen Sie, ob das Tier BEIDE Impfungen der Grundimmunisierung erhalten hat! Reisestress kann bei vorgeschädigten Tieren mit fehlender KOMPLETTER Grundimmunisierung zum Ausbruch hoch infektiöser und lebensgefährlicher Infektionen führen, wie zum Beispiel zu Parvo (siehe Lexikon unter ‚Service‘). Vergewissern Sie sich, dass das Tier bereits in einer Pflegestelle lebt, die Auskunft über Wesen und Verhalten geben kann. Eine Direktvermittlung aus einem ausländischen Tierheim ist problematisch, ein Überraschungspaket mit der Chance auf horrende Folgekosten.

Natürlich sollten auch kranke und behinderte Tiere eine Chance bekommen, aber dann sollte auch darauf hingewiesen werden!

Ein ‚guter‘ Verein wird Sie, Ihre Eignung und das Umfeld, in das das Tier kommen soll, genau prüfen. Unterbleibt Vorkontrolle und wird auch über eine Nachkontrolle kein Wort verloren, gibt es auch keine Ansprechperson in vertretbarer Nähe, ist Vorsicht geboten. Hier geht es oft um schnellen Verkauf.

Für alle Anbieter gilt: wer in Ruhe an den Kauf heran geht, wer sich Zeit nimmt für eine ausführliche Recherche im Internet auch über die in Frage kommenden Anbieter, der wird eine gute Chance haben, einen Traumbegleiter für viele glückliche Jahre zu finden.

© Michael Marx – 11/2011

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