Der Mensch denkt und Gott? Hat keinen Führerschein! Wir Geisterfahrer müssen schon selbst lenken und die eigenversalzene Suppe auslöffeln. Gebete sind nett, handeln müssen wir schon allein. Und unser Handeln überdenken. Praktisch wäre vorher. Dann hätten wir nicht soviel zu löffeln. Löffeln wir heute mal etwas Kunst. Ohne Honig.

Da gibt es also einen ‚Künstler‘, der offenbar zu seiner persönlichen Suppe nicht einmal das trocken Brot hatte. Er sann auf reich gedeckte Tische und ein warmes Plätzchen an der reich gedeckten Tafel Skandal umwitterter Künstler. Er dachte an Hungerkinder für Klamotten. An Blutfotos für die gleiche Marke. Er dachte an Hai in Gelatine, an plastiniert in der Bewegung scheibchenweise eingefrorene Mitbürger. Er dachte an sich. Leider ausschließlich.

Da gibt es Galeristen. Die haben leere Räume mit weißen Wänden. Da hängen Bilder dran, Skulpturen stehen davor. Meist sehr lange. Bis ein Schuldner sie holt. Oder der Künstler. Oder der Teufel. Den Galeristen. Die sinnen auf Presse, Ruhm und Ehre. Und auf Geld. Dafür kann man auf Ehre schon mal verzichten. Auf Ruhm auch.

Da wäre dann noch die Meute von der Presse. Die haben leere Seiten. Oft leere Konten. Manchmal sogar Talent. Und große Vorbilder. Aber Watergate war schon. Wikileaks ist noch. Nennenswerte Nazis werden rar, auch Islamisten müssen in harten Zeiten die Bombengürtel enger schnallen. Was tun?

Dann sind da noch wir. Arbeit ist verkommen zum Mittel zum Zweck. Wenn welche da ist. Der Nachbar hat immer das größere Auto. Alles langweilt. Nix brennt. Boxer überleben. Rennfahrer auch. Sich erregen bringt Segen. Nachbarshund. Kinder, Kinder. Überall Gewalt, alles wird schlimmer – denn Statistiken lügen. Auch immer. Brot und Spiele entspannen. Das Erregen über alles, was nicht ich ist.

Wir nehmen all diese Zutaten und erhalten Futter für alle. Wir nehmen einen ‚Künstler‘, der in einer ‚Galerie‘ einen halb verhungerten Straßenhund an einer Drahtoberleitung laufen lässt wie die Grenztruppen der so genannten DDR ihre Schäferhunde weiland am Wall des Weltfriedens auf Patrouille. Wir nehmen ‚Kunstkenner‘ und ‚Schaulustiger‘, die sich das Spektakel anschauen. In hellen Scharen. Zusehen, wie der Hund unter Aufsicht verhungert und verdurstet. Als zeit- und sozialkritisches Kunstwerk. Als Skandal. Als Trockenfutter für einen ‚Künstler‘, einen ‚Galeristen‘, eine Meute ‚Presse‘ und der ‚kochenden Volksseele‘, die sich darob erregt.

Was aber wäre der Künstler, würde sich die Sauerei keiner anschauen wollen? Hätte kein Galerist schmutzige Propaganda um jeden Preis gebraucht? Die Pressemeute mal die Feder still gehalten? Wir alle ignoriert?

Er wäre rausgeworfen worden aus der Galerie, die er nicht fand, ignoriert von Menschen, denen Kunst etwas bedeutet wie Ethik, Humanität und Moral, totgeschwiegen von den schreibenden und fotografierenden Hütern der Information. Nichts wäre passiert. Nichts. Nirgendwo. Aber zu viele haben profitiert. Geld, Bekanntheit, Skandal, Auflage, Erregung. Für jeden etwas.

Und der Hund?

Hätte auf der Straße überlebt. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Dank Geisterfahrer

© Michael Marx – 01/2011

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