Nun haben die Pfotenkrieger ihren Slogan geändert, besser, den Gegebenheiten angepasst – Politiker würden sagen: ‚den Sachzwängen folgend‘. Nun sind wir keine Politiker, Diplomaten schon gar nicht, obwohl wir unsere Arbeit durchweg als politisch verstehen und verstanden haben möchten: Wir werden nie ein Mottomillionär!

Den Tierschutz enthäuten, auf seinen Ursprung zurück führen, einen Neuaufbau auf solider Basis fordern und unterstützen, den Neu- oder – auch für die Jüngeren verständlich auf deutsch – Restart befürworten, ja fordern, das ist politische Arbeit, unsexy, unspektakulär, Zeit raubend und unpopulär.

Unpopulär ist das Stichwort: Wer aufbauen möchte, muss immer bereit sein, vorher zu zerstören. Vorhandene Strukturen müssen auf den Prüfstand gestellt und verifiziert, wenn nötig eingerissen und entsprechen den realistischen Gegebenheiten angepasst werden. Das war auch die Grundlage unseres neuen Mottos, das im Übrigen schon seit langem auf unseren Visitenkarten prangt: ‚Dinge gerade rücken‘.

Zur Zeit wird auch viel gerückt im ‚Tierschutz‘, allerdings erinnert das ebenso heil- wie hilflose Rücken von Positionen, Posten und Pretiosen eher an einen treffenden Sketch des gestern leider verstorbenen Viktor von Bülow alias Loriot: „Das Bild hängt schief“ – mit all seinen verheerenden Folgen.

Selbst im überschaubaren Teilbereich der europäischen Streuner – für uns überfälliges Betätigungsfeld – hängt so gut wie nichts mehr gerade: Spenden nach dem Gießkannenprinzip, Veruntreuung, Betrug, Verleumdung, Mobbing, zügellose Geschäftemacherei, alles zu Ungunsten ohnehin schwer traumatisierter Streuner und mitleidiger Menschen, die ein Mal im Leben Gutes tun möchten und dann um viel Geld und – viel schlimmer – um den Glauben an einen reellen Tierschutz gebracht werden. Wie viele angeblich geretteter Streuner auf Deutschlands Straßen, Tierarztpraxen und Tierheimen verenden, taucht in keiner Statistik auf.

Da werden Tiere in engen Käfigen in unzulässigen, untauglichen Fahrzeugen im Dutzend billiger über die Grenzen gekarrt. Da kommen Streuner halb geimpft, voller Würmer, unzureichend untersucht, teilweise mit Blanko-EU-Pässen und ohne jede echte Information zum Wesen an, die Margen sind zum Teil utopisch und liegen weit über denen der Zucht, gespendete und liebevoll zusammen getragene Hilfsgüter landen auf den Märkten, gespendete Flugkosten samt Verkaufserlös auf den Konten der völlig unkontrolliert Tierhandel betreibenden ‚Tierschützer‘. Da werden Welpen verhökert, die als Virus-Mutterschiffe in deutsche Familienhäfen einlaufen, durchaus auch mal mit Parvovirose mmade in Spain und anderen Mitleidslieferanten. Da werden Pflegestellen genötigt, den anvertrauten Streunern den Tierarzt zu verweigern, Kosten zu übernehmen samt Verantwortung und als letztes Glied der Kette den Ärger stellvertretend genießen zu dürfen. Da werden im Krankheitsfall Streuner nach dem Verkauf als vermisst gemeldet, betrügerische Händler frei erfunden und Mitarbeiter des Betrugs bezichtigt, um die Spur zum eigenen Saftladen mit Lügen zu verwischen. Da werden Kritiker mundtot gemacht, eingeschüchtert und denunziert. Im Namen des… ‚Tierschutz‘? Richtig, da war doch noch was.

Ja, es gibt sie, die Vereine, die aufopferungsvolle Arbeit am Tier leisten, immer hart am Rande von Kapazität und Bankrott. Aber sie tun dies leise, unauffällig, selbstverständlich, effektiv, der Sache verpflichtet. Sie tun dies Tag für Tag, ohne sich um Anerkennung und Ruhm zu scheren, ohne in allen Foren schreckliche Bilder und Videos zu veröffentlichen, ohne laut und aufdringlich zu betteln, ohne ständig von ihren Heldentaten zu prahlen. Sie tun es einfach.

Unser Herz gehört diesen stillen Helden mit ihren wertvollen Initiativen, ihren Aktionen, die die Ursachen angehen und nebenher helfen, deren Folgen zu mildern. Es gibt ihn also noch, den Tierschutz der europäischen Streuner. Aber er wird Jahr für Jahr schwerer zu finden sein, denn die Grauen, die Schwarzen übertönen mit ihrem Geschrei, ihrer Bettelei, ihrer Ignoranz und Inkompetenz, ihrem peinlichen Lärm der Selbstbeweihräucherung die Klänge der Musik zum Schaden für alle.

Dinge gerade rücken soll deshalb unser Motto sein. Wir werden Dokumente und Material sammeln, werden Namen nennen, Informationen veröffentlichen und – im Stillen – Basisarbeit leisten für den Aufbau eines neuen, besseren und kontrollierten Tierschutz für europäische Streuner.

Gut dokumentierte und belastbare Vorgänge veröffentlichen wir gerne und bearbeiten Material selbstverständlich mit den – auf Wunsch anonym bleibenden – Informanten gemeinsam auf.

Wir suchen Anwälte, denen Tierschutz am Herzen liegt und die unser Konzept unterstützen möchten, in dem sie uns beraten, wann welche Informationen veröffentlicht und wann welche Namen genannt werden dürfen. Ehrenamtlich. Wie wir Pfotenkrieger. Gerne als Teil vom Ganzen.

© Michael Marx – 08/2011

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