Es ist schön, Hunde zu vermitteln und ihnen so ein neues Zuhause zu schaffen – und nebenher einige Menschen glücklich zu machen. Aber ist das der richtige Weg, mit der Hundeflut umzugehen? Ich meine, muss diese Flut nicht mit allen Mitteln und jeder verfügbaren Hilfe eingedämmt werden? Müsste es nicht das Ziel jeder Hundehilfe-Organisation sein, sich selbst überflüssig zu machen? Wenn sie die Hilfe ernst meint?

Was ist Hundehilfe? In Italien – gerade in Brisant zu ‚bewundern‘ – vegetieren in Lagern einige Zigtausend Hunde. Pro Tag gibt es etwa 4,50 € pro Hund, da Hunde nicht getötet werden dürfen laut Gesetz. Was im Prinzip ein guter Ansatz ist, lief dort völlig aus dem Ruder. Keiner in diesen Lagern hat ein Interesse, auch nur einen Hund zu vermitteln. Warum auch? Diese Riesenanlagen machen einen Umsatz von ca. 600 Millionen € pro Jahr! Jede dieser Anlagen machen einen Gewinn von 2.500,00 €. PRO TAG! Die Hunde bleiben vom Welpenalter bis zum Tod in diesen Anlagen, die nur das Nötigste an Futter geben und dafür sorgen, dass die Hunde lediglich am Leben bleiben. Die Anlagen liegen versteckt, filmen verboten, Hundevermittlung tabu, sie liegen in der Hand der Camorra. Das Geld für diese völlig pervertierte ‚Hundehilfe‘ stammt aus Töpfen der EU. Nur mal so.

Was ist Hundehilfe? ‚Wühltischwelpen‘ zu ‚retten‘ zu fetten Vermittlungsgebühren, die nichts anderes sind als unappetitliche Gewinne?

Wer sich unfallfrei in der Nase bohren kann, wird sich ausrechnen können, dass ein über den Zaun geworfener, weil nicht mehr ‚benötigter‘, Hunde doch meist durch eifrige Vermittler im satten Deutschland landet, wo die meisten besten Freunde vier satt zwei Beine haben. Also über den Zaun damit.

Aber was wäre denn eine echte Hundehilfe? Oder eine bessere? Zum Beispiel eine staatlich unterstützte Kastrationsoffensive für Hündinnen, besonders solchen, die in armen Familien oder auf der Straße leben. Zum Beispiel einer Zwangskastration aller Hündinnen in Auffangstationen und Tierheimen. Nicht wenige Tierärzte würden gegen Kost und Logis für begrenzte Zeit kostenfrei Kastrieren, einige machen dies schon oder haben diese Art aktiver Tierhilfe bereits geleistet.

Ziel einer echten Hundehilfe sollte es doch sein, nur noch Hunde vermitteln zu müssen, die von ihren Haltern aus gesundheitlichen oder beruflichen Gründen nicht mehr gehalten werden können. Ziel sollte auch sein, Menschen unterstützen zu können, die aus finanziellen Gründen ihre Lieblinge nicht mehr halten könnten. Ziel sollte auch sein, alten Tieren einen lebenswerten Lebensabend zu ermöglichen.

Wäre Geld aus den prallen Töpfen der EU dafür nicht besser angelegt, als der Camorra und anderen kriminellen Organisationen und Menschen die Taschen zu stopfen? Wären die Erlöse der Hundesteuer für diesen Weg nicht besser angelegt als zum Stopfen von Haushaltslöchern, wenn die Einrichtung von ausreichenden Hundeplätzen, die mehr bieten als einen Maschendrahtzaun rings rum, schon zu aufwendig ist?

Natürlich macht es mich froh, wenn wieder einem Hund, der für die völlig aus dem Ruder gelaufene Entwicklung von Tierhaltung und -Entsorgung, Subventionierung und Ausbeutung schließlich nichts kann, die tödliche Spritze erspart werden konnte. Natürlich ist es befriedigend und immer noch aufregend, ein verschüchtertes und doch schon neugieriges Fellnäschen meist noch viel aufgeregten Hundeeltern anzuvertrauen. Natürlich werde ich es immer wieder tun. Natürlich habe ich aber immer diese Bauchschmerzen dabei, weil mir immer all diese Gedanken durch den Kopf gehen, weil dieses Gefühl der Ohnmacht da ist, dieses Gefühl, allein gegen Politik, organisiertes Verbrechen, Industrie (alle drei haben leider nicht gerade wenig Gemeinsamkeiten), Ahnungslosigkeit und Desinteresse (die letzten beiden bedingen den Erfolg der ersten drei…)nichts ausrichten zu können.

Am 10. November kommen wieder vier erlöste Seelchen. Sie wissen noch nichts von ihrem Glück. Das zigtausend Leidensgenossen nicht haben werden. Was diese aber auch noch nicht wissen. Zum Glück.

Hunden ein neues Zuhause zu vermitteln, das ist Hundehilfe und nur sehr bedingt Tierschutz. Aber dafür zu sorgen, dass Auffang- und Tötungsstationen, Tierheime und -Asyle überflüssig werden durch Kastration, Aufklärung und Erziehung, das ist Tierschutz. Manchmal zerreißt es mich. Auf dem Holzweg zum falschen Ziel?

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Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.  – © Michael Marx – 11/2010

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