Beinkleidleid? Meine Hundehose, also das Beinkleid, das zur Ausführung von Chica herhalten muss und im Prinzip eine Blue-Jeans ist, muss für Hunde die Qualität haben wie eine Wandzeitung für Chinesen. Nur – meine Hundehose lügt nicht und kommt unzensiert daher. Sie sieht sauber aus und riecht für homo sapiens sapiens eher nicht, weniger zumindest, als nach der wöchentlichen rituellen Maschinenwaschung nach Art von Clementine selig.

Wie kommt’s? Die Hundewiese ist eine saubere Wiese, von Häufchen nahezu perfekt bereinigt, jedoch nicht ohne Markierungsspuren der vierbeinigen Nutzer. Zum Glück heben nur wenige übereifrige Hundemännchen ein freches Bein am sitzenden Hundeelternteil, Hosen sind per se aber Duftboten, sobald sie dank Hosenbodenerdung Aromen bunkern. Nach außen zumindest ist der Eindruck sauber, solange die Krume trocken und der Boden fest ist. Doch wehe, Regen benetzt die Lauffläche bodennaher Fußhupen, die dann – und nur dann – den unwiderstehlichen Drang verspüren, Pfotenabdrücke am Hosenbein zu hinterlassen. Er/sie springt nicht! Solange es nicht regnet.

Die Außenwirkung einer Tiefdruck-Abdruckhose ist verheerend, dankbar kann sein, hinter dem sich bei Betreten eines Kreditinstituts keine Gitter senken sondern sich Spenden-Euro auf der Hundedecke sammeln. Solange sich keine Bankernasen meiner Wiesenhose nähern – und als Geringverdiener können mich Bankbeamte sowieso nicht riechen -, bin ich auch als olfaktorischer Störfall vor Nachstellungen sicher.

Ungläubiges Staunen verunzierte mein an Kummer gewöhntes Gesicht beim Anblick einer weißen Hose über weißen Sneakers auf der Hundewiese. Herrchen hingegen im kreativen Schwarz, Stoffhose, Hemd und lässigem Jackett, vorsichtig in originalen Budapestern über den caninen Catwalk staksend. Fashion-Victims im Schlepptau einer französischen Bulldogge, die – und das erstaunte mich in der Tat – persönlich über den unheiligen Rasen laufen durfte, Kanonenfutter für meine Mallorquiner Border-Terrine Chica. Gucken und anschreien war eins, Männchen auf des Frauchens Hose Nummer zwo und der spitze Schrei aus betupftem Beinkleid Höhepunkt eines an sich ereignislosen Nachmittags auf dem Flughafen Tempelhof, von dem nur noch Drachen abheben in den Himmel über Berlin.

Doch, gestylte Hundeeltern als Accessoire von Modehunden à la Saison haben ausgedient zu Gunsten von Gebrauchsherr- und Frauchen im praktischen Outdoor-Outfit nach Gusto und Wetterlage. Als Hund aus Station und Zucht würde ich es mir wohl überlegen, in wessen Halfter ich springe, denn so eine peinliche Begegnung mit Artgenossen ist selbst krummbeinigen Kreuzungsunfällen in keinem Falle zu gönnen.

Meine Chica jedenfalls erfreut sich meiner Hundehose und liest auf ihr wie in einem Tagebuch. Und wie die Oper Anrecht hat auf feinen Zwirn, steht meiner Krawallerbse der Geschichten erzählende blaue Denim zu. Und wer kleidet euch? Mit oder ohne Beinkleidleid?

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