Noch ein Gespenst geht um in Europa: Die Destruktion des ‚Tierschutz‘ durch zerstörerische Kräfte. Also Aufruhr im Doggennest: Der Ekel erregende Versuch, auf Kosten von Millionen Tieren alles nieder zu machen, was den gepeinigten Kreaturen hilft. Wie Verschleppung, Geschäftemacherei, Vermittlerei ohne Sachkunde, dafür aber mit Knebelverträgen, frei erfundenen Wesensmerkmalen, Qualtransporte, Fließband-Vermehrerei, Spendenbettelei mit Elendsbildern. Was? Das stimmt so nicht?
‚Tierschutz‘ ist flexibel und ersetzte kurzerhand Altruismus – allein dieses Wort! – flugs durch Einstweilige Verfügung. Was da aber einstweilen zur Verfügung steht, ist der Ansatz, Kritiker durch den Einsatz von Rechtsanwälten – prädestiniert für den Tierschutz dank Sachkunde an der richtigen Stelle – durch Generierung von Kosten in die Knie zu zwingen, ohne dass auch nur im Ansatz die Kritik entkräftet worden wäre. Der einer Selbstreinigung des ‚Tierschutzes‘ nötige Prozess von Aufklärung, Kritik und Analyse? Unterbrochen. Einstweilen. Daher der Name.
Bezeichnend ist, wie höhnisch und selbstgefällig der Plebs mit virtuellem Champagner auf ein Ergebnis – einstweilen, nicht vergessen! – anstößt, dass den dringend notwendigen Änderungen zur Rückführung des ‚Tierschutz‘ zum Tierschutz weiter verzögert. Warum? Weil damit einstweilen das Geschäftsmodell ‚Tierschutz‘ und somit die eigene Existenz, das eigene ‚Profil‘, gesichert erscheint. Prost. Einstweilen.
Mit großem Bohei wird der Tod des ‚Tierschutz‘ beschworen, wenn es darum geht, dass vermittelnde Vereine Tierhandel anmelden müssten, ein gegensätzliches Urteil des Verwaltungsgerichts Lüneburg (!) wird gefeiert, als wäre damit der Fortbestand des Homo Business auf Lebzeiten gesichert. Weil es um die Tiere geht. Ja, ne, ist klar. Nichts gegen den Herrn Verwaltungsrichter aus Lüneburg, er kennt ganz sicher nicht den ‚Tierschutz‘ Chapter Auslandspets von innen. Recht hat er, ich wünsche ihm, diesen nie kennen lernen zu müssen.
Selbstverständlich gibt es viele Vereine, die hervorragende Arbeit leisten, vorbildlich, sauber, transparent, unermüdlich. Wo Altruismus das Handeln bestimmt, wo sich Betroffenheit und Sachkunde in einer Art und Weise ergänzen, die Tieren und Menschen in gleicher Weise gut tut. Und zwar dauerhaft und zuverlässig, nicht nur einstweilen. Für die es eine ganz leichte Übung wäre, die geforderte Sachkunde nach §11 nachzuweisen, weil sie wissen, wie unabdingbar Sachkunde ist für eine möglichst artgerechte Herangehensweise an Tier, Land und – auch sehr wichtig, aber oft vernachlässigt – Mensch. Und genau diese Vereine gilt es zu fördern. Und zu schützen!
Sollte die Karte ‚Sachkunde‘ nicht stechen, wird das böse Finanzamt ins Feld geführt. Handel und Gemeinnützigkeit, unmöglich, verboten, geht nicht. Die beste Zusammenfassung – vom Steuerberater bestätigt – liefert hier kurz, knapp und gut verständlich Wikipedia zur Gemeinnützigkeit.
Das Argument, das doch so viele kleine Vereine und Einzelpersonen das alles nicht leisten können, ist eine Schutzbehauptung. Weil es so viele kleine Vereine und Einzelpersonen in diesem Bereich überhaupt nicht braucht.
Um Gottes Willen, die armen Tiere! DAS Totschlagsargument jeder sachlichen, kritischen und halbwegs objektiven Diskussion und DER antikritische Schutzwall – niemand möchte eine ‚Tierschutzmauer‘ errichten -, um vorhandene Strukturen, die immer mehr denen der organisierten Kriminalität ähneln, zu schützen. Aber so viele dieser ‚Tierschutzvereine‘ sind peinlich bedacht, jeden Blick über die nicht errichtete Mauer sorgsam zu unterbinden. Der Ton macht die Musik – und der wird rauer.
Warum sind denn diese vielen emsigen Helferlein mit Miniverein und schwer zu durchschauender Struktur nicht Mitglied in einem großen Verein, der bereits an vielen Orten vorbildliche Arbeit tut? Weil sie keine fremden Götter haben möchten neben sich? Fehlende Teamfähigkeit? Oder Sachkundemangel? Oder gar wegen der abgeforderten Ehrenamtlichkeit? Warum werden denn im Tagestakt immer neue ‚Tierschutzvereine‘ gegründet? Ach, kommen Sie mir doch nicht mit Altruismus! Sicher, auch dort wird es ein paar kostbare Pflänzchen geben. Aber sie gehen unter.
Auch wir haben uns gegründet, ganz Recht. Weil wir unabhängig voneinander erkannt haben, was im Schattenreich des ‚Tierschutz‘ gedeiht. Jede/r auf ihre/seine Art. Das Hobby der Aufklärung, der Information, des unermüdlichen Kampfes für saubere Strukturen, für eine Konstruktion – auch und gerade durch unsere Idee einer Zertifizierung von Vereinen – kostet jede/n von uns außer Zeit auch Geld. Bringt Anfeindungen, Drohungen, Einschüchterungsversuche, Versuche der Korrumpierung durch Versuche, sich mit uns zu ‚verbrüdern/verschwestern‘, kurz, bringt Ärger. Täglich.
Aber wir bleiben bei unserem Engagement, weil wir an einen – nahezu – sauberen Tierschutz glauben (möchten). Weil wir der Meinung sind, dass die uns anvertrauten Tiere ein Recht auf respektvolle Behandlung – also auf Sachkunde – haben, ein Recht auf tragfähige Konzepte, auf aufgeklärte menschliche Mitgeschöpfe in den Herkunftsländern, auf Schutz vor Ausbeutung, Verschleppung, Misshandlung, Tötung zum Vergnügen, auf Würdigung ihrer Rechte in Gesetzen, die internationale Geltung haben und denen die Geltung auch verschafft wird. Langfristig und nachhaltig. Was aber nur mit ’neuter/spy and return/release möglich sein wird, von wenigen Ausnahmen abgesehen.
Gespenster tragen Namen: Charity Watch. Doggennetz. Bald auch wir. Und so einige andere, deren Namen wir nicht nennen, weil sie – noch – unbehelligt arbeiten und sich äußern können. Buuuuh. Auch wenn ein Gespenst einstweilen ausgetrieben wurde, es wachsen immer mehr ‚Gespenster‘ nach, immer mehr kritische Leser stellen die richtigen Fragen, möchten nicht mehr ihre Spenden in unbeleuchteten Kanälen versickern lassen. Immer deutlicher wird, dass diese Gespenster keine sind, sondern Menschen mit Engagement, die teilweise viel in Kauf nehmen, um für ihre Überzeugung einzutreten. Oft zu viel. Es ist immer Wachsamkeit, Nachrecherche und eigenes Urteilsvermögen gefragt, auch bei kritischen Artikeln, auch bei unseren. Weil Irrtümer im Detail vorkommen können.
Ach, wenn die Gespenster nur Gespenster wären, nicht wahr? Dann wäre es kuschlig im Doggennest…
© Michael Marx – 06/2012
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