Mobbing oder Mobben (von englisch to mob ‚anpöbeln, angreifen, bedrängen, über jemanden herfallen‘ und mob ‚Meute, Gesindel, Pöbel, Bande‘) steht im engeren Sinn für ‚Psychoterror am Arbeitsplatz mit dem Ziel, Betroffene aus einem Betrieb hinauszuekeln‘.

Im weiteren Sinn bedeutet Mobbing, andere Menschen ständig bzw. wiederholt und regelmäßig zu schikanieren, zu quälen und seelisch zu verletzen, beispielsweise in der Schule (Mobbing in der Schule), am Arbeitsplatz, im Sportverein, im Altersheim, im Gefängnis und im Internet (Cyber-Mobbing). Typische Mobbinghandlungen sind die Verbreitung falscher Tatsachen, die Zuweisung sinnloser Arbeitsaufgaben, Gewaltandrohung, soziale Isolation oder ständige Kritik an der Arbeit.

So steht es bei Wikipedia, so ist der Begriff allgemein bekannt. Allerdings findet dieser klar definierte Begriff in letzter Zeit dank Internet ebenso inflationäre Verbreitung wie ‚Freundschaft‘, ‚Liebe‘ – und ‚Tierschutz‘. Absoluter Höhepunkt begrifflicher Inflation wäre demnach der Satz: ‚Bei aller Liebe, was ich tue, ist reiner Tierschutz und alle anders lautenden Bemerkungen sind eindeutig Mobbing!‘ Bingo. Ein Satz voller Totschlagsargumente. Unangreifbar. Egal, was passiert oder bereits passierte. Wer sich nicht gerade beim Verprügeln angeketteter Hunde für YouTube filmen lässt, ist damit fein raus und kann unter diesem Banner alles, aber auch alles ungestraft tun. Man nannte das in Zeiten akkurater Wortfindung ‚Freibrief‘.

Ja – aber man kann doch alles recherchieren

Der Begriff Recherche (franz. rechercher: suchen nach; auch: Investigation; neudeutsch: Research) bezeichnet die gezielte, nicht-beiläufige Suche nach Informationen. (Quelle ebenfalls Wikipedia, liebe FDP-WählerInnen).

Könnte man. Wer Facebook und andere Quellen aller Letztbegründung („Erst anhand von zuverlässigen Kriterien der Geltung unserer Urteile können wir prüfen, ob wir unseres Wissens auch gewiss sein dürfen. Allein, wie könnte vor dem Erkennen das Erkenntnisvermögen kritisch untersucht werden, wenn doch auch diese Kritik selber Erkenntnis zu sein beanspruchen muss?“ [Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse]) aufmerksam verfolgt, wird schnell feststellen, dass ‚Aufreger‘ in aller Regel völlig ungefiltert, unbesehen und nicht nachgeprüft (Recherche, siehe weiter oben) die Runde machen in einer Geschwindigkeit, an der sich das Licht ein Beispiel nehmen könnte.

Wie geht das nun zusammen? Ganz einfach: Mangels belastbarer Gegenargumentation ist Kritik für die Gemeinten gleich Mobbing. Kennt jeder und im Wissen um die Faulheit der Angesprochenen, Argument oder Mobbingvorwurf nachzugehen, ist die Weste schön weiß und der Kritiker als Mobber enttarnt. Soll der doch sehen, dass er klar kommt. So einfach ist das?

So einfach ist das. Das Problem hat nicht derjenige, dem falsches Verhalten vorgeworfen werden kann, das Problem haben diejenigen, die das falsche Verhalten ansprechen. Die oft durchaus zu Recht kritisierten, also die Mobbing-Opfer, die Opfer vereinfacht, sind fein raus: Opfer schützt man vor Angriffen, hilft ihnen, nimmt sie in Schutz. Und schon wurde aus Tätern Opfer, von und mit den ursprünglichen Opfern – nun folgerichtig Täter – redet man nicht.

Was das für den Tierschutz bedeutet? Nichts Gutes. Nicht jedenfalls für die, die mit unendlicher Mühe Tieren eine neue Chance geben, in dem sie aus Stationen geholte Tiere aufpäppeln, versorgen, behandeln und kastrieren lassen, sie beobachten, einschätzen und – wenn die TIERE so weit sind, vermitteln. Ehrenamtlich und ohne Gewinn. Das sind die Opfer. Weil der Ruf schlechter wird und sie eben nicht in krumme Hörner stoßen und mit Mitleidsmaschen ‚Masse machen‘. Es bedeutet im Umkehrschluss auch, dass die Hökerer, die mittelgrauen bis tiefschwarzen Schafe in der Opferrolle der Kritisierten Kasse machen und viel Leid unter Tierfreunde bringen, immer vom Heer der Ahnungslosen (Recherche, siehe ziemlich weit oben) auf dem Schild getragen und in Schutz genommen. Wenn Tierschutz vor die Hunde geht. Mobbingo.

© Michael Marx – 05/2011

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