Mehr als ein Jahr beschaulicher Ruhe liegt hinter den Pfotenkriegern. Eine Zeit, in der ‚Oberpfote‘ Michael Marx versuchte, Tierschutz politisch zu betreiben, da in der Politik die Weichen für Verhalten und Nichtverhalten gestellt werden. Könnten. Nun die Ruhestörung, die Rückbesinnung. Über das deutlich gescheiterte Experiment von Tierschutz in der Politik wird an dieser Stelle ausführlich und in mehreren Teilen berichtet werden.
Dieser ‚Politikversuch‘ wurde von den Mitgliedern des Vereins sehr verhalten – vorsichtig formuliert – aufgenommen. Eher freudig die Reaktion darauf, dass 2014 die Pfotenkrieger wieder im Mittelpunkt stehen werden, obwohl das Thema Politik noch nicht abgeschlossen ist. Der Ausflug in die Welt der (ganz kleinen) Politik konnte allerdings nicht die Sicht auf den real existierenden ‚Tierschutz‘ verbergen, der wohl nie mehr die Anführungszeichen verlieren wird. Auf der einen Seite das millionenfache Abschlachten von so genannten Nutztieren unter katastrophalen Bedingungen, um dank Antibiotika-Mast krank machendes Billigfleisch für einen Massenmarkt industriell zu produzieren, was nur eine kleine, aber wachsende Minderheit berührt, auf der anderen Seite die aufopferungsvolle Hingabe für Hund und Katze, die allerdings ebenfalls zu einer industrialisierten Pseudo-Hilfe zu verkommen scheint, eins wie das andere mit teilweise erschreckender krimineller Energie betrieben.
Die kochende Volksseele mag beruhigt sein. Es gibt sie, die gut, sauber und nachhaltig arbeitenden Vereine, kompetent geführt, transparent und effektiv. Ganz bestimmt. Irgendwo. Aber wohin der Blick auch fällt: unter dem Lack Korrosion. Vereine schießen wie Pilze aus dem Boden, jede Idee ein Verein, jede Meinungsverschiedenheit in Nuancen innerhalb eines Vereins ein neuer Verein. Jede echte oder scheinbare Ungerechtigkeit ein neuer Verein. Ja, auch jedes ‚Geschäftsmodell‘ ein neuer Verein. Mindestens. Wenn ich dann sehe, dass jemand in den Vorständen von fünf (!) selbst gegründeten oder ‚übernommenen‘ Vereinen ’sitzt‘ und wie ein Duracell-Äffchen mit ADHS durch die Spendenlandschaft hüpft, omnipräsent, in der Drückerakquisition bestens geschult, in die Politik, besser, in eine Splitterpartei geht, um auch dort im Wortsinne geschäftig zu sein, dreht sich mir gepflegt der Magen um. Fünf Vereine, ein übergeordneter ‚Dachverband‘ = sechs Spendenkontos. Ein Realist, wer böses dabei denkt. Es gibt nichts, was sich nicht mit dem Satz: „Es ist doch für die Tiere…“ begründen ließe, besser, begründen lässt. Wo Betroffenheit reagiert, wird die Ratio konsequent ausgeknipst. Aber hilft das den Tieren?
Hilft eine zersplitterte, extrem fragmentierte Vereinslandschaft, in der man sich untereinander spinnefeind ist, da der Spendenkuchen nicht wächst im Gegensatz zur Zahl der sich um die fettesten Brocken streitenden Vereine? In der die ‚Marktführer‘ sich zu schade sind, im Gleichschritt mit vielen Vereinen etwas Großes mit Mehrheits-Chancen auf die Beine zu stellen? Wenn Organisationen mehr Geld für Rechtsanwälte gegen (berechtigt argumentierende) Kritiker ausgeben als für reale Tierschutzprojekte? Hilft es den Tieren, wenn behauptet wird, dass durch eine Professionalisierung der einzudämmenden Importe von Streunern nach Deutschland durch Verschärfung der Einfuhrbedingungen und der geforderten Kompetenznachweise das Vereinswesen und damit der Tierschutz zerstört wird? Hilft es den Tieren, wenn fleißig Streuner kastriert werden und ‚Eigentümer-Hunde‘ fröhlich weiter poppen können, was die Lenden hergeben, um den Pool für vermittelbare Tiere weiter aufzufüllen? Hilft es, wenn weiter Neugründung auf Neugründung frei von der Leber dahin dilletieren und für Skandal auf Skandal verursachen, die dem echten Tierschutz immer mehr wohlwollende Spender entziehen?
Die Aktion ‚Eight Hours‘ gegen überlange und überflüssige Tiertransporte mit dem damit verbundenen Tierelend hat gezeigt, dass es sehr wohl möglich ist, innerhalb von ganz Europa weit über eine Million Stimmen zu sammeln für verbesserten Tierschutz durch die EU. Wobei sich mir die Frage aufdrängt, warum Tiertransporte von Lebendtieren nicht gleich auf maximal 100 Kilometer zu begrenzen sind, wo doch jeder Depp inzwischen realisiert hat, dass diese Transporte einzig dem Zweck dienen, die Steuerzahler um EU-Subventionen zu bestehlen. Wobei sich mir die Frage aufdrängt, warum sich die EU überhaupt nicht darum schert, dass sie von allen Seiten ganz offen ausgeraubt wird. Wohl, weil nicht nur die Verantwortlichen in Brüssel und Straßburg, sondern auch die Beute der Trickbetrüger und Diebe von den bestohlenen Steuerzahlern bezahlt wird. Wobei sich mir die Frage aufdrängt, warum wohl Zigtausende in Deutschland gegen Benzinpreiserhöhungen und Tempolimit, nicht aber gegen den Steuerdiebstahl auf die Straße gehen oder gegen das staatliche Schleifen von Bildung und Forschung. Wobei… Ich schweife ab.
Nein, die Pfotenkrieger werden sich auf ihre Kernkompetenz besinnen und wieder über alle Aspekte des ‚Tierschutz‘ im In- und Ausland von Hund und -Katze berichten. Nur in der ‚Spitzen Schnauze‘ wird es immer wieder Raum geben für kritische Stimmen, die auch andere Aspekte des Tierschutzes und auch des Tierrechts beleuchten. Im Fokus aber bleibt auch hier das, was als ‚Tierschutz‘ etikettiert eher schadet als nutzt, da keinerlei Anzeichen einer Selbstreinigung zu entdecken sind und alle Bemühungen des eher hilflos agierenden Staates sofort mit dem Geheul der zu Unrecht Gemaßregelten beantwortet wird – unterstützt durch scheinbar saubere Großorganisationen, die das Geheul schüren, um eigene Pfründe zu sichern.
Noch einmal ein klares Nein: Die Pfotenkrieger wollen nicht nur kritisieren und schlecht reden. Viel lieber würden wir Vereine vorstellen, die so arbeiten, wie am Anfang beschrieben: gut, sauber und nachhaltig arbeitend, kompetent geführt, transparent und effektiv. Wir laden alle Leserinnen und Leser herzlich ein, uns solche Vereine zu benennen, damit wir sie nach eigener Recherche vorstellen können. Wir würden uns freuen, mit der Zeit eine Linkliste solcher Vereine, Initiativen, Organisationen und Foren präsentieren zu können, die es Tierfreunden ermöglicht, dort zu spenden, wo mit dem Geld tatsächlich geholfen wird – mit minimalem Verwaltungsaufwand, sinnvoll und unter Einbeziehung der örtlichen Strukturen im Herkunftsland der Tiere. Das könnte den Tieren wirklich helfen. Eine kleine Insel des Tierschutzes ohne Anführungszeichen.
© madmarx 02/2014
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