Podenco – geliebt, gequält, gerettet…

Als Podenco werden im Spanischen mehrere, sehr ähnliche, regional verbreitete Jagdhunderassen auf der Iberischen Halbinsel, den Balearen und den Kanarischen Inseln bezeichnet. Die in Portugal sowie im spanischen Galicien übliche Schreibweise lautet Podengo.

Zum Namen Podenco bzw. Podengo gehört immer noch eine weitere Bezeichnung, die die regionale Herkunft der jeweiligen Rasse angibt, also z. B. ‚Podenco Canario‘ = der Podenco von den Kanaren oder ‚Podengo Português‘ = der Podengo aus Portugal.

Dem Tesem, jener uralten Rasse, dem schon die Ägypter in ihren Grabmalen ein Denkmal gesetzt hatten, wird häufig nachgesagt, er sei der Stammvater der grazilen mediterranen Jagdhunde vom Typ der Podencos. Darstellungen aus der Zeit um ca. 3800 – 3600 v. Chr. zeigen einen stehorigen, ringelschwänzigen, windhundartigen Hund der eine Ähnlichkeit zu den heutigen Podencos/Podengos vermuten lässt. Antike Seefahrer, wie z. B. die Phönizier und Karthager sollen für seine Verbreitung verantwortlich gewesen sein.

Insbesondere der ca. 70 cm große Podenco Ibicenco von den Balearen sowie der Kelb tal-Fenek von Malta werden oft als seine Nachfahren betrachtet; letzterer wird von der FCI sogar offiziell als Pharaonenhund (Pharaoh Hound) bezeichnet.

Einen wissenschaftlichen Beleg für diese Annahme gibt es jedoch nicht, so dass auch denkbar ist, dass die verschiedenen Rassen auf die im gesamten Mittelmeerraum und in weiten Teilen Afrikas verbreiteten Pariahunde zurückgehen und sich aufgrund ähnlicher topografischer Bedingungen parallel entwickelt haben. Alle Vertreter dieser Gruppe mediterraner Hunderassen fallen durch ihre fledermausähnlichen Stehohren auf, die durch die schlanke Körperform der meisten Varietäten noch größer erscheinen. Einige Rassen kommen in rau- und glatthaariger Variante vor, wobei die glatthaarige häufiger ist. Die häufigsten Farben sind rot mit weiß, weiß mit rot, beim Podengo Português außerdem honigfarben.

Da die Hunde dieser Rassengruppe keine reinen Sichtjäger sind, werden sie nicht zu den Windhunden (FCI-Gruppe 10) gezählt, obwohl sie einen ähnlichen Körperbau besitzen. Von der FCI werden diese Rassen der Gruppe 5: ‚Spitze und Hunde vom Urtyp‘ Sektion ‚Urtyp, Hunde zur jagdlichen Verwendung‘ zugeordnet. Sie werden jedoch in den meisten Ländern Europas von den Rasseclubs für Windhunde betreut und können am Windhundsport teilnehmen.

Die Selbstständigkeit dieser Hunde macht es schwierig, sie als Begleithund zu halten: Im Haus sind sie windhundtypisch eher ruhige, sanfte Zeitgenossen, draußen aber wollen sie ihre eigentliche Aufgabe übernehmen, die Jagd.

PodencoIn den Ursprungsländern werden die Podencos bzw. Podengos zur waffenlosen Meutejagd auf Kaninchen eingesetzt. Nur dafür werden sie gezüchtet. Die größeren Rassevertreter sind sehr sprunggewaltig und überaus trittsicher. Sie sind ihrer Bestimmung nach ‚Solitärjäger‘, also Jagdhunde im wahrsten Sinne des Wortes: Sie jagen und fangen die Beute selbständig und bringen diese oft lebend zu ihrem Besitzer zurück: Sie jagen mit ‚weichem Maul‘. Die Hunde dieser Rassengruppe sind nicht nur Sichtjäger, sondern sie jagen auch nach Gehör oder mit der Nase. Sie verstehen es auch, diese drei Möglichkeiten perfekt miteinander zu kombinieren.

In ihrer Heimat sind diese Rassen alles andere als selten. Sie werden aber ganz überwiegend nicht nach den erst in jüngerer Zeit entstandenen Rassestandards gezüchtet, sondern schon seit langer Zeit eher regionaltypisch, nach Bedarf und Funktion ausgerichtet.

Im Hause sind die Hunde dieser Rassengruppe in der Regel eher unauffällige und verschmuste Typen. Geht es jedoch nach draußen, dann zeigen sie ihre Natur als Jagdhunde. Wer also einen ruhigen Familienbegleithund sucht, ist hier eher fehl am Platz. Die Ausbildung eines Podencos erfordert über lange Zeit eine Engelsgeduld und ein belastbares Nervenkostüm. Auch Hundeschulen, die sich wirklich mit diesen Hunden auskennen, sind rar. Vor der Anschaffung eines solchen Hundes sollte man also unbedingt überlegen, ob man die Möglichkeit hat, ihm den für eine artgerechte Haltung unerlässlichen Freilauf zu bieten. Je nach Tier kann es unterschiedlich schwierig sein, einen Podenco frei laufen zu lassen. Ein wichtiger Faktor ist dabei auch die Initiative und Konsequenz des Halters.

Wegen der Selbständigkeit dieser Hunde kann sich die Haltung in Deutschland als schwierig erweisen, bei entsprechender Konsequenz ist sie aber durchaus möglich. Bei der Erziehung sollten vorzugsweise Methoden der positiven Verstärkung zur Anwendung kommen; mit Strafen erreicht man bei diesen Hunden wenig. Einen annähernden Ersatz für die Jagd bietet die Windhundrennbahn bzw. das Coursing, wo die Hunde ihren Hetztrieb kontrolliert ausleben dürfen.

Dennoch gibt es trotz der relativ großen Anzahl von Podencos in Deutschland, die fast ausschließlich aus dem Tierschutz kommen, nur wenige Hunde, die beim zuständigen Verband, dem ‚Deutschen Windhundzucht- und Rennverband‘ (DWZRV), registriert sind. Diese findet man gelegentlich auf der Rennbahn, beim Coursing oder auf Zuchtschauen.

Quelle: Wikipedia / Podenco – leicht gekürzt und bearbeitet durch M. Marx 2011

Anmerkung: entgegen anders lautender Wunschvorstellungen von ausgewiesenen Podenco-Fans sind diese wundervollen Jäger für die Großstadt nur sehr bedingt, also allenfalls für Außenbezirke, geeignet. Ein Zaun von 2 m Höhe sind nicht unbedingt Hinderungsgründe des Jagdtriebs. Gassi ohne Leine in der Stadt nie, sonst nur für diejenigen, die ihre Tiere sehr gut kennen – auf eigene Gefahr. Dazu ein lesenswerter Artikel.

Bildquelle: www.kleinanzeigen-tiere.com

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