Der ‚Tierschutz‘ überschwemmt mit Tausenden Windhunden den Markt der Windhundjäger für das Großstadtdomizil. Artgerecht ist anders.Wir präsentieren eine Gastautorin, die sich ausführlich und perfekt ergänzend zu unserem Artikel ‚Wunschhundfragen‘ äußert und uns einiges zum Thema ‚Windhunde‘ zu berichten weiß. Wir veröffentlichen den folgenden Artikel ungekürzt und mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.

Hund ist schließlich Hund…

Man kann es nicht oft genug wiederholen – und – wenn es um die Windhunde geht (aus dem TS sind sie leider ‚in Mode‘ gekommen!) – könnte das hier auch passen – als Entscheidungshilfe: Weshalb soll es denn ausgerechnet ein Windhund sein ..??

So, oder ganz ähnlich lautet die Frage der (meisten!) Windhundzüchter an Interessenten. Es ist nämlich noch gar nicht so lange her, da man einen Windhund ausschliesslich beim Züchter bekommen konnte. Man musste sich auf die Suche machen – und wenn man dann einen Züchter gefunden hatte, hatte der nicht auch gleich Welpen ‚auf Lager‘! Also hieß das: Warten oder nach anderen Züchtern der gesuchten Windhundrasse fahnden.

Idealerweise geriet man dann an den DWZRV (Deutscher Windhundzucht und Rennverband, der dem VDH angeschlossen ist), konnte dort erfahren, wo gerade Welpen waren. Und dann ging es meist am Telefon schon los – es wurden einem Löcher in den Bauch gefragt. Wer diese ersten ‚Tests‘ bestanden hatte, durfte zum ‚Schnuppertermin‘ anreisen – denn es war kaum wahrscheinlich, dass der Züchter in der Nähe wohnte. Wegen all dieser ‚Hindernisse‘ hatten sich die ‚Windhundhalter in spe‘ meist schon eingehend mit dieser Rassegruppe auseinandergesetzt und sich wenigstens einige Gedanken darüber gemacht, ob ein solcher Hund zu ihnen passen würde.

Heutzutage ist das Warten auf den Windhund nicht mehr angesagt – vielmehr ist das Internet überschwemmt von den Hilferufen der ‚Tierschützer‘, die händeringend Tausende von Windhunden (vor allem aus Spanien!) an den Mann/die Frau bringen wollen.

Von diesen lieben ‚Hundemenschen‘, bzw. den Heerscharen an sogenannten ‚Tierschützern‘, die sich inzwischen der Rettung von Windhunden aus Spanien verschrieben haben, wird Ihnen dann vielleicht geraten: ‚Macht Euch keine Gedanken – Hund ist Hund – ein Windhund ist auch nur ein Hund!‘

Aha – und wie ist er nun, dieser ‚Hund ist Hund‘? Haben sich diese Tierfreunde schon einmal wirklich mit Hunderassen beschäftigt?

Die Allermeisten dieser Tierschützer wohl eher nicht, (denn im Tierschutz landen ja überwiegend Mischlinge und die Überproduktion von Massenvermehrern!), sonst wäre ihnen nämlich bekannt, dass alle Rassehunde Spezialisten sind, die jeweils für einen ganz bestimmten Zweck – eine bestimmte Leistung – sorgfältig gezüchtet wurden. Diese Spezialisierung prägen all die vielen Hunderassen nicht nur in ihrem äußeren Erscheinungsbild, sondern ganz wesentlich auch in ihrem jeweils ganz rassetypisch unterschiedlichen Wesen!

Genau diese Spezialisierung macht es jedoch nötig, sich mit den ursprünglichen Aufgaben der Rasse zu beschäftigen, die wir uns ins Haus holen wollen!

Gefragt ist eben auch und gerade im Tierschutz nicht der spontane, von Mitleid geprägte Entschluss, einem armen Tier ein Zuhause geben zu wollen, sondern die sorgfältige Abwägung, ob ein Tier mit seinen rassetypischen Eigenschaften auch wirklich zu uns passt!

Man denke nur an all die armen Hütehunde (Border Collies, usw.!) aus Massenproduktionen (weil gerade ‚Modehund‘!), die ein trauriges Dasein bei völlig überforderten Besitzern fristen. Auch diese Menschen haben sich nicht mit diesen Rassen beschäftigt und wurden auch von den ‚Produzenten‘ nicht darauf hingewiesen, dass sie sich einen ganz speziellen ‚Spezialisten‘ ins Haus holten! Als Folge all dessen wandern Hunde solcher ‚Moderassen‘ dann vermehrt in die Tierheime!

So oder ähnlich ergeht es nun vielen Menschen, die einfach nur schnelle Hilfe (wenn Ihr nicht rettet, ist er/sie Morgen tot!) leisten wollten, und nun plötzlich mit dem ‚Spezialisten‘ Windhund konfrontiert wurden! Windhunde sind inzwischen leider – der unbeschreiblichen Zustände in Spanien, England und Irland wegen – zum ‚Massenartikel‘ geworden. Und um diese Massenimporte herum entwickelt sich nun schnell auch ein ‚Markt‘ für Trainer und Hundeschulen – man kann ja auch noch Geld machen mit der Unkenntnis all der vielen Menschen, die so unversehens zu Windhund-Haltern wurden!

Dieser leidige, so wenig in unsere Umwelt passende ‚Jagdtrieb‘ muss doch irgendwie in den Griff zu bekommen sein: Also werden nun bundesweit überall Seminare angeboten – ‚Antijagdtrainings‘ veranstaltet – da soll genetische Veranlagung ‚umkonditioniert‘ werden – und dergleichen Unsinn mehr!

Natürlich verweisen solche Anbieter nicht auf die wirklich ‚windhundkundigen‘ Menschen, die es u.a. reichlich im DWZRV gibt. Im Gegenteil, genau diese meidet man offensichtlich – aus sehr nachvollziehbaren Gründen!

Jagdtrieb haben übrigens (fast!) alle Hunde, obwohl das – außer beim Windhund – bei allen Rassen immer als unerwünscht gilt – erwünscht (und bewusst herausgezüchtet!) ist bei all diesen anderen Rassehunden vor allem Eins: Der unbedingte und bedingungslose Gehorsam – deshalb kann (und sollte!) man bei all diesen anderen Rassen auch Erfolg haben mit all diesen ‚Antijagdtrainings‘!

Ein derart bedingungsloser Gehorsam kann bei einem Windhund nun gerade nicht erwünscht sein! Wie sollte er wohl seine Arbeit verrichten, wenn er bei der Hetze auf Befehle angewiesen wäre?

Wir haben hier schon sehr oft darauf hingewiesen, dass man Windhunde sehr wohl – und meist auch sehr einfach – auf ganz sanfte Art erziehen kann! – Sie haben (wenn wir sie lassen!) eine sehr enge Bindung an uns! Lassen Sie sich nicht einreden, wenn er hetzt, würde das mit einer mangelhaften Bindung an Sie zu tun haben! Er folgt lediglich seinem genetischen Programm – tut die Arbeit, für die er gezüchtet wurde – und das lässt sich nicht, mit welcher ‚Umkonditionierung‘ auch immer, wegtrainieren. Sie sind nicht schuld – oder zu blöd – oder der Hund hat keine Bindung an Sie – wenn er Beute erspäht – und hetzt!

Die einzige Möglichkeit den Jagdtrieb in den Griff zu bekommen, besteht nach wie vor immer darin, dass Sie vor ihrem Windhund sehen, was ihn interessieren könnte. Es ist völlig gleichgültig, wie viele Trainings sie mit ihm absolviert haben – machen Sie das ruhig, solange Sie wirklich das Gefühl haben, ihr Hund hat Freude daran. Nur sollten Sie danach keinesfalls glauben, sie könnten verträumt mit Ihrem Windhund durch die Landschaft schlendern, während er immer in ‚Reichweite‘ bleiben wird.

Wenn wir uns für einen Windhund entscheiden – weil uns sein Aussehen und sein Wesen wirklich faszinieren – dann bleibt nichts Anderes übrig, als auch seinen Jagdtrieb einzukalkulieren – denn genau der hat ihm sein Äußeres und sein ganz besonderes Wesen beschert!

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© 04/2010

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