Ob wir uns noch mit der Adoption von Auslandstieren befassen? Und ob. Schließlich ist die Zertifizierung von vermittelnden Vereinen eines unserer Kernthemen – zur Sicherheit von Tier und Mensch klären wir die Wunschhundfragen.

Die Beratung soll aber nicht zu kurz kommen und ist ebenfalls ein zentrales Thema unserer Arbeit. Daher möchten wir in lockerer Reihe darüber berichten, wie Mensch unfallfrei auf den Hund kommt in unserer kleinen Reihe ‚Ich will Hund – und nun?‘

Am Anfang stand das dringende Bedürfnis, das bis dato friedliche Zweibeinerleben mit weiteren vier Beinen zu teilen – mit allen Folgen, von denen der Zweibeiner noch nichts ahnt. Der Hundewunsch ward geboren. Und damit Problem Nummer eins: was für eine/r?

Während im realen Leben Frau/Mann nur in sehr begrenztem Umfang die Wahl hat – schließlich muss die Zuneigung zwischen Mensch/Mensch gegenseitig sein -, sieht sich der geneigte Interessent einer unübersehbaren Anzahl Rassen gegenüber und der Wahl zwischen zwei Geschlechtern sowie aller Altersgruppen. Zudem will der Wunsch nach Hund schnell umgesetzt werden nach dem Konsumentenmotto: gucken, kaufen. Aber Achtung! Schon mit dem Umtausch wird es problematisch.

Frontline bei die Töle: So geht es nicht! Hunde sind keine Ware, haben ein durchaus sehr unterschiedliches Wesen, sind keine Lebendmöbel und Lebensergänzungsmittel, kein Partnerersatz. Wer in Hunden mehr sieht als einen Lebensabschnittsbegleiter, der hat ein ernstes Problem – und mit ihm der Hund. Man mag ja über Herrn Rütter denken, was man will, aber wo er Recht hat, hat er Recht: fast nie ist der Hund das Problem!

Suchen Sie Ihren Hund nach den gleichen Maßstäben aus, nach denen Sie Ihr/n Lebenspartner auswählen: nach Wesensart, Temperament, Charaktereigenschaften. Bitte, meine Herren!

Ein Jack-Russel ist sicher schick, leicht verstaubar und so süß, verkümmert aber in den Händen eines Couch-Potatoe jämmerlich. Nicht alle kleinen Hunde sind Sofa-Fans, der Jacky ist ein guter Jäger mit reichlich Ausdauer und Temperament. Ebenfalls Jäger, aber ein Hund, der wesentlich weniger anspruchsvoll ist in seinem Bewegungsdrang, ist der in Deutschland weitgehend unbekannte Ratonero. Zum Beispiel.

Border-Collies und andere Hütehunde wollen gefordert und gefördert werden, sie sind anspruchsvoll und brauchen Aufgaben. Dazu wurden sie gezüchtet. Auslauf, Zeit, Beschäftigung – unabdingbare Voraussetzungen, Ihren Liebling zu einem ausgeglichenen Begleiter zu machen, der gesund, entspannt und dankbar viel Freude macht – weil er selbst Freude hat.

In die Zweiraum-Ghettowabe in der 12. Etage passt kein Kangal (Hütehund), der so wieso nur auf südeuropäischen Weiden etwas zu Suchen hat. Wer außer Käpt’n Iglu im Eisfach sonst nix zu bieten hat, was ein Husky braucht, sollte Abstand nehmen, ebenso fühlen sich Podencos, Galgos und Co. in Mitten einer Großstadt nur in den Augen der Halter/innen wohl. Was lernen wir? Richtig: das Umfeld spielt ebenfalls eine Rolle, ob Hütehund, Jagdhund, Windhund überhaupt in Frage kommen.

Schließlich: passt der Auserwählte in die Familie? Zu anderen Haustieren? Zu Kindern? Wenn ja, zu welcher Altersgruppe? Ist Ihnen klar, dass man unter keinen Umständen Hund und Kind unbeaufsichtigt alleine lassen sollte, selbst dann nicht, wenn der Hund bereits lange in der Familie lebt?

Dazu kommen viele weitere Auswahlkriterien, die jede Auswahl eingrenzen sollten, bis zum Schluss eine Auswahl von Rassen übrig bleibt, die passend zu den eigenen Lebensumständen eine sinnvolle Ergänzung sein können. Wohlgemerkt: können! Es handelt sich um Individuen, eine Garantie gibt es nicht. Aber die Möglichkeit, alle diese Fragen für sich im Vorfeld ehrlich zu beantworten:

  • Was bin ich für ein Typ Mensch?
  • In welchen geographischen Umfeld lebe ich?
  • Wie ist meine Wohnsituation?
  • Ist Hundehaltung erlaubt?
  • Wie werden Nachbarn, Freunde, Verwandte reagieren?
  • Ist mein Partner, meine Partnerin einverstanden?
  • Wie viel Zeit kann ich aktiv mit dem Hund verbringen?
  • Wie lange muss der Hund alleine bleiben?
  • Wie schätze ich mein Grundwissen realistisch ein?
  • Bin ich bereit, mein Leben einem Zusammenleben anzupassen?
  • Bin ich lernfähig?
  • Kann ich meinem Hund ein seinem Wesen angemessenes Umfeld gewähren?
  • Kann ich mir Tierarzt, hochwertiges Futter, Zubehör, Spielzeug und gegebenenfalls einen Tiertrainer leisten?

In der Summe klingt das alles so, als wollten wir abraten. Das ist so. Wenn mehr als eine Frage nicht ausreichend beantwortet werden kann, ist eine Anschaffung schwer vermittelbar. Es geht schließlich nicht um eine Stehlampe ‚Göran‘, die sich leicht umtauschen lässt gegen ein Billy-Regal oder eine halbe Palette Knäckebrot – es geht um ein Wesen, dass sich besonders für ‚Anfänger‘ nicht erkennbar äußern kann, wie es ihm geht.

Wir können an dieser Stelle keine individuelle Beratung anbieten, aber den Hinweis, dass Information im Vorfeld Sie vor Enttäuschungen schützen und – noch wichtiger – ein Tier vor einer jämmerlichen Existenz im Tierheim, oft ohne zweite Chance!

Schauen Sie sich um, welche Rassen Ihnen gefallen könnten, Äußerlichkeiten spielen – was Wunder! – immer eine Rolle. Stellen Sie eine Liste der Eigenschaften auf, die zu Ihnen, Ihrem Temperament und Ihrem Umfeld passen müssten. Dann informieren Sie sich über deren Eingenschaften über Wikipedia und Rasseforen, gehen Sie auch ohne Hund auf Hundeplätze, sprechen Sie mit Hundehaltern, investieren Sie ruhig in die Erfahrung eines Hundetrainers. Eine kleine Entscheidungshilfe finden Sie in unserem Rasse-ABC, das allerdings noch sehr überschaubar ist.

Besuchen Sie ein örtliches Tierheim, auch hier gibt es (aber nicht immer) eine Beratung, zumindest aber bekommen Sie dort einen Einblick, was passiert, wenn eine Mensch-Tier-Beziehung einseitig war: Verlierer ist immer das Tier.

Lassen Sie sich Zeit – ein Begleiter für ein ganzes Hundeleben will sorgsam ausgewählt sein. Sie gehen auch nicht mit jedem/jeder mit, der/die Sie mitnehmen möchte, oder?

In Teil II geben wir Ihnen Tipps für den Fall, dass Sie sich entschlossen haben, sich trotzdem auf einen vierbeinigen Lebensbegleiter einzulassen: Männlein oder Weibchen? Und wie alt darf es sein?

© Michael Marx – 11/2011

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