Umdenkprozesse? Es gibt Dinge, die sind unbestritten. Zum Beispiel, dass in einigen Städten der Ukraine eine Masse Hunde auf teilweise äußerst grausame Art und Weise getötet werden durch vom Staat bezahlte Hundefänger.

Auch, dass dies teilweise unter Polizeischutz statt findet, um diese Massentöter vor der Bevölkerung zu schützen. Auch, dass einige Ukrainer die Möglichkeit ausnutzen, ihre sadistischen Neigungen auszuleben und fröhlich mitzumischen bei der großen Säuberung. Auch, dass viele das Töten gleichgültig beobachten, dass es aber auch den Streunern gegenüber tolerante Menschen gibt und Tierschützer, die sich aktiv für Streuner einsetzen. Auch die Existenz von Hasskampagnen, die ganze Völker per se als Mörder bezeichnen, was nicht hilfreich für irgend etwas ist. Auch für Rumänien gilt dies, obwohl hier die ‚Besitzverhältnisse‘ im Streuner-Business soweit verteilt scheinen. Auch, das beide Länder von pseudodemokratischen Machtstrukturen und ohne jede demokratische Tradition und weit reichender Armut im Würgegriff gehalten werden. So weit, so schlecht…

Dann aber gehen die Ansichten auseinander. Es gibt die ausreichend Gläubige der Idee, so viel wie möglich Hunde nach Deutschland zu ‚retten‘, um jeden Preis – und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Am Besten gleich alle und für den Rest, die nicht mehr nach Deutschland passen, weil da ja auch die Streuner aus Russland, Bulgarien, Rumänien, Griechenland, Türkei, Spanien und Italien auch alle noch rein passen müssen, müssen halt Tierheime gebaut werden. Die dann natürlich versuchen müssen, die Hunde zu vermitteln, weil ein Leben im Zwinger ja auch nicht optimal ist. Vielleicht nach… Deutschland?

In Berlin, der gerne als Hundestadt schlechthin bezeichneten Hauptstadt, gibt es amtlich besteuert 110.000 Hunde, mit Schwundausgleich der Steuerverweigerer wahrscheinlich um die 150.000. Man darf also von geschätzten 120.000 Hundehaltern ausgehen, wegen der möglichen Mehrfachhaltung. Das dürfte einem Bevölkerungsanteil von maximal 4% entsprechen, also könnte allein Berlin die Streuner der Ukraine locker aufnehmen, die aus Rumänien gingen vielleicht nach München, alle Spanier nach Hamburg und so fort, der Bundeshaushalt wäre dank Steueraufkommen aus vierbeiniger Mirgantenquelle ebenfalls saniert, Tierärzte würden alle reich und für alle, die keinen Hund mehr abbekommen haben, gäbe es schließlich noch Katzen. Alle Probleme wären auf einen Schlag gelöst. Fast alle.

Gäbe es nicht diese Unbelehrbaren, die partout kein Haustier haben möchten, diese Spielverderber wie Allergiker, Verarmte, schwer berufstätige Alleinlebende, Gebrechliche, Heim-, Gefängnis- und Anstaltsinsassen und andere Totalverweigerer. Weil dann der eine oder die andere VereinsmeierIn plötzlich und unerwartet wieder Geld mit Arbeit verdienen müsste. Weil es da diesen Vermehrungstrieb derer gibt, die in den Herkunftsländern nicht auf der Straße leben und trotzdem ihrer Promiskuität freien Lauf lassen, die Bösen. Weil da diese Kirchen sind, die Eingriffe zum Unterbinden der Zeugungsfähigkeit sinnvoller Weise total ablehnen, dafür aber Massentötungen eher entspannt gegenüber stehen, weil das aus völlig unerfindlichen Gründen wohl kein Eingriff des Menschen in die Schöpfung und somit in Gottes Willen darstellt. Was beides zusammen im Übrigen dazu führt, dass die Streunerpopulation binnen kürzester Zeit wieder den alten Stand erreichen und so zum guten Ende doch den einen oder die andere VereinsmeierIn dem Arbeitsmarkt auf Dauer entziehen würde. Was wiederum zum Ergebnis führt, dass dieser Kreislauf recht schnell bei einem Migranten auf Pfoten pro Kopf aller Bundesbürger zwischen 0,5 bis 100 Jahren füllen würde.

Geht es so also doch nicht? Wie aber dann? Etwa mit ’neuter/spy and return‘? Wogegen auch immer wer das Schwert führt neben Kirchen, einigen VereinsmeierInnen – Profiteuren am Tierelend klingt immer so negativ, das wollen wir doch nicht – und Politikern, die das bezahlen müssten und denen, die jetzt mal nicht genannt werden wegen all dieser bösen Reaktionen, weil gerade der gemeine Haushund mit mehr Emotionalität verfolgt wird als Kind und Kegel.

Wir Unbelehrbaren meinen immer noch, dass es zu ’neuter/spy and return‘ keine sinnvollen Alternativen gibt, um einer Plage Herr zu werden, denn um eine solche handelt es sich bei ungehemmter Vermehrung, auch wenn Massen von Streunern natürlich nie als Plage bezeichnet werden dürfen in einem Land, dass weit weniger tolerant damit umgeht, wenn irgend etwas stört, sei es die Nachbarskatze in den Beeten oder gar Schnecken, laute Musik oder 12 Zentimeter Besucherfahrzeug vor der eigenen Einfahrt oder zu hohe/zu niedrige Hecken und falsche Gartenzwerge, genau diese Toleranz aber von allen anderen schamlos einfordert. Selbst der Versuch, sich eine Dorfbevölkerung irgendwo in Deutschland im Angesicht einer Rotte Streuner tolerant vorzustellen, sprengt meine ausufernde Fantasie: die Kinder, der Kot, die Krankheiten, der Lärm, die Angst, die Bedrohung und überhaupt.

‚Neuter/spy and return/release‘ – was sonst?

Aber so einfach ist das nicht, es kostet nämlich Geld. Das wissen auch Organisationen und schicken aus Spendengeldern gerne Heere von Deutschen TAs in Rennen, deren Reise- und Unterbringungskosten, selbst wenn sie ehrenamtlich – also gratis, ein böses Wort – kastrieren, weit mehr, als die sinnvolle Einbindung und bei Bedarf (!) Schulung und Unterstützung einheimischer Ärzte, was wiederum nicht so spektakulär ist. Manchmal gibt es aber Gegenwehr: ETN e.V. und Italien. Die Bösen haben geklagt. Die Italiener diesmal. Was verständlich ist eingedenk der Tatsache, wie in vielen Ländern um das ‚Hundeparadies‘ Deutschland herum der gemeine Haushund oft behandelt, bzw. besser NICHT behandelt wird, was wiederum die Frage aus wirft, wovon die dort leben? Von – sagen wir mal vorsichtig – kreativ gestalteten EU-Heimtierpässen etwa? Niemals!

Wie aber könnte ’neuter/spy and return‘ funktionieren?

  • Mit Geld aus der EU, der aus Tierschutz- und Tierseuchenvorbeugungsgründen sehr daran gelegen sein müsste, zumal sie eine Scharte der Mafiafinanzierung durch Futtersponsoring in Italien – die schon wieder – auszubügeln hat und Hundekopfgeld in Rumänien auch keine (End)Lösung war, nicht einmal eine Fußball-EM in der Ukraine wird das. So so.

Also Geld aus der EU, die selbst für die Überwachung von Maßen und Gewichten und Krümmungsgrad der Banane Mittel zur Verfügung hat und dafür, Massentierhaltung von industriellen Großmästereien zu subventionieren, schonende Landwirtschaft der Biobauern aber eher nicht.

  • Mit Aufklärung, damit die jeweiligen Bevölkerungen verstehen lernen, worum es geht, was aber an den Kirchen vorbei wiederum sehr beschwerlich und langwierig ist. Aber eine Kirche zu reformieren, die gerne bereit ist, alles so lange mit zweierlei Maß zu messen, bis es ins mittelalterliche Weltbild passt? Wie gesagt, langwierig…

Große Gruppen von Streunern können dezentral und weit ab ‚vom Schuss‘ angesiedelt und versorgt werden, damit die Toleranz gegenüber verbliebenen Hunden wächst und die Belastung durch sie sinkt. Regelmäßige Fütterung und Kontrolle müsste zumindest zu einem Teil von der EU finanziert werden, es gibt genügend Kürzungsmöglichkeiten im Subventionsdschungel zur Gegenfinanzierung. Zudem könnten ansiedlungswillige Unternehmen zu einer geringfügigen Abgabe gezwungen werden: wer Steuervorteile und billige Löhne ausnutzen möchte, muss dafür etwas geben – auch Info-Material kann Sympathieträger sein. Wenn es nicht von der PR-Abteilung stammt, sondern vor Ort entwickelt wurde.

  • Mit örtlichen Tierärzten und Unterstützung aus dem Aufnahmeland – wenn sie welche benötigen. Wer meint, die könnten das nicht und Deutsche Tierärzte seien allemal besser, kann kein Tier haben, denn über schlechte Erfahrungen berichten viele, was aber wieder eine andere Geschichte wäre.

Um der Gebetsmühle mal wieder einen Klapps aufs Gaspedal zu geben: Wir wenden uns nicht gegen eine Aufnahme von Auslandshunden, aber wenn, dann bitte von sorgfältig ausgesuchten Organisationen, die tun, was sinnvoll ist: Aufklärung, Kastrationskampagnen, Hunde dort versorgen, wo sie sind, dezentrale Flächen finden, um Hunde anzusiedeln und zu kastrieren, was keine Zäune, keine Heime braucht, nur regelmäßige Fütterungen, um sie dort zu halten: Heim ist, wo Futter ist – und Hunde, die auch wirklich vorbereitet sind, vermittelt zu werden.

Wenn wir uns erinnern, dass mindestens 100.000 Streuner Jahr für Jahr nach Deutschland kommen, dürfen wir sicher sein, dass täglich Transporte nach und durch Deutschland rollen, die so schlimm sind, wie die hinreichend beschriebenen. Auch das muss aufhören.

Beginnen sollte eine Diskussion darüber, wie eine nachhaltiges Konzept umgesetzt werden kann – und mit wem. Kreativität ist gefragt: Camps mit auffällig gewordenen Jugendlichen irgendwo im Nirgendwo inmitten eines Freigänger-Areals von Hunden, um dort im Umgang mit Tieren Respekt vor dem Leben und vor sich selbst zu erlernen – denn dafür gibt es jede Menge Fördergelder und geholfen wäre allen. Dafür könnten Unternehmer Geld und Ausrüstung spenden und VOX könnte für die Dauerwerbesendung ‚hundkatzeausdiemaus‘ endlich mal ‚Helden mit Köpfchen‘ präsentieren – und wenn es sein müsste, mit tätowierten Tierärzten (wegen der Quote).

Es ist immer einfacher, weiterhin trotzig völlig unbekannte Hunde und Vereine auf Facebook zu teilen, Helden für Arme reich zu machen, den lautesten Rufern hinterher zu dackeln, sich via Tastatur für den Streuner-Import um jeden Preis einzusetzen, als sich in eine kreative Diskussion zur nachhaltigen Änderung der Gesamtsituation und deren schrittweise Umsetzung zu begeben. Mit dem Schlachtruf, aber jetzt und sofort Nothilfe im Einzelfall leisten zu müssen, wird das Problem immer so groß bleiben, wie es ist. Mit all dem Leid und Elend. Und darum:

  • Mit der Zusammenarbeit aller, die nicht verzweifelt mit geschlossenen Augen und Ohren am Tellerrand rütteln mit den Worten: „Holt mich hier raus!“

Eine schöne Utopie, ohne die wir unsere Flinten schon längst zu all den anderen geworfen hätten…

© Michael Marx – 03/2012

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