Es war eine schöne Demo heute, etwa 200 Menschen – klingt nicht viel, aber es war bunt, es war laut und der Zug vom Bundestag zur Rumänischen Botschaft fand viel Beachtung – nicht nur als Verkehrshindernis. Dennoch dominiert der Rumänienblues.
Es war eine schöne Demo heute, etwa 200 Menschen – klingt nicht viel, aber es war bunt, es war laut und der Zug vom Bundestag zur Rumänischen Botschaft fand viel Beachtung – nicht nur als Verkehrshindernis! Prinzessin Maja von Hohenzollern, Botschafterin – unserer Meinung nach allerdings eher ‚Honorarkonsulin’… – führte den Zug an und mit Unterstützung durch die Veranstalterin Petra Stainko wurden wechselseitig Botschaften per Megafon vermittelt und mit lautstarken Sprechchören beantwortet: „Rumänien, raus aus der EU“, „Boykott Romania“, „Stoppt den Tiermord“ und andere. Versammlung, Zug und Kundgebung vor der Botschaft wurden sehr engagiert vom Rumänischen Fernsehen begleitet, die ihre Berichterstattung nach einem Interview mit Maja von Hohenzollern beendeten. Die zahlreichen solidarisch mitlaufenden Hunde verpassten kaum einen Einsatz, um sich an die Adresse ihre Rumänischen Artgenossen zu Wuff zu melden. Peinlich nur, dass Deutsche Medien durch Abwesenheit keineswegs glänzten. Dennoch: der Einsatz war toll und bei nur 14 Tagen Vorlaufzeit überraschte das positive Ergebnis der Aufrufe zur Teilnahme. Ein riesiges Dankeschön an die extra zur Führung der Demonstration angereiste Prinzessin Maja von Hohenzollern, die durch ihre Anwesenheit mit Energie und Tatkraft allen zeigte, was möglich ist – wenn man nur den Willen hat, es anzupacken. Wer so engagiert und mit Vehemenz Rang und Namen in den Dienst einer guten Sache stellt, die weitaus weniger spektakulär und Medienwirksam ist wie die Rettung von Robbenbabys und Walen, hat Respekt und Unterstützung mehr als verdient. Hier wird mit großem Einsatz ohne Dünkel und Sucht nach oberflächlichem Medieninteresse angepackt, Roß und Reiter ohne Respekt vor Kirche und Obrigkeit an den Pranger gestellt und unprätentiös getan, was getan werden muss. Müsste. Richtig, da war doch noch was.
Da waren nämlich noch die verbal randalierenden Kochlöffel-Kohorten, die Tierschutz zur Gewinnoptimierung betreibenden Schamlosen, die Berufsbetroffenen, die sich selbst feiernden EinhundretterInnen, all die, die nur in einem Punkt zu glänzen wussten: dem der Abwesenheit. Rumänische Straßenhunde. Ja – da kann man vom Sessel aus dem Rumänischen Volk Pest und Cholera an den Hals wünschen, aber wenn die Hauptstadt von Deutschland, die gefühlt Millionen von Hunden das Häufeln lässt, keine 200 Tierschützer auf die Straße bekommt, hinterlässt es – bei aller Freude über die gelungene Veranstaltung – einen fiesen, miesen Beigeschmack. Besonders vor dem Hintergrund des so bereitwillig postenden und teilenden virtuellen Volks, das eben doch wieder einmal nachdrücklich bewies, dass es eben doch nicht mehr ist, als… virtuell.
Mir ist sehr wohl bekannt, dass es viele gab, die gerne kommen wollten, aber durch Entfernung, Arbeit, fehlende Mittel oder viele Tiere am Kommen gehindert waren und dennoch unterstützten, wo und wie es eben ging. Aber mir ist auch sehr wohl bekannt, dass Berlin allein 3,5 Millionen Einwohner hat, mit Umgebung mehr als 4 Millionen. Es sind halt ’nur‘ Rumänische Hunde. Straßenhunde. Balkan-Straßenhunde.
Und? Welche Chancen haben die denn, etwas an ihrer Situation zu ändern, wenn nicht WIR das für sie zu tun versuchen? Welche Lobby haben Lebewesen ohne Stimme?
Aber auch: wie würden wir uns in einem bitter armen Land ohne Arbeit, ohne Hartz IV, ohne Perspektiven, ohne Zukunft und ohne demokratische Tradition verhalten, wenn man uns 25,00 € für jeden getöteten Straßenhund böte? Wenn einige wenige getötete Straßenhunde ein durchschnittliches Monatseinkommen darstellten?
Doch der Fisch stinkt vom Kopf her: Die EU finanziert das Töten. Die EU lässt nicht kastrieren, was das Problem langfristig und auf Dauer lösen könnte. Die EU gibt keine Mittel für Erziehung und Ausbildung der Hoffnungslosen. Die EU sponsort mit 8,50 € pro Tag und Hund die Lagerhunde in Italien so effektiv, dass die Mafia die gequälten Seelen für ein Minimum gerade so am Leben hält, Fortpflanzung erwünscht, Vermittlung nicht. Die EU bestimmt den Beugungsgrad der EU-Bananen. Und der finanzierende Steuerzahler? Schon lange nichts mehr.
Für die Forderung nach breiter Förderung von Kastrationsprogrammen der Straßenhunde in Europa, für ein radikales Einfuhr- und Verkaufsverbot von unkastrierten Straßentieren, für die Unterstützung von Bildung und Ausbildung gegen Armut und Werteverlust, für ein gemeinschaftliches Leben in einem Europa, dass es versteht, seinen Bürgerinnen und Bürgerinnen zu vermitteln, dass Kleinstaaterei und Engstirnigkeit nichts sät außer Hass, Missgunst, Neid und gegenseitigem Misstrauen – dafür müssten doch Hunderttausende auf die Straßen gehen…
Oder ist es schon NACH 12?
Ein Dankeschön an alle diejenigen, die heute engagiert und sehr aktiv an der Demonstration gegen die Massentötung Rumänischer Straßenhunde auf die Straße gegangen sind, weil sie den Glauben noch nicht verloren haben. Wir machen weiter.
© Michael Marx – 04/2011
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