Hat Otto N. aus B. seinen Welpen bekommen in seinem Wunderwelpenland? Verließ er das Fachgeschäft für Vogelfutter, Katzenstreu, Aquarien, Heimtierzubehör, Welpen und was man sonst so braucht mit dem Retriever-Welpen seiner Träume? Samt Kratzbaum, Katzenklo, Hundekrankenversicherung und Massenfuttermittel aus Versuchstieranbau? Oder Polen mit einigen Stangen Zigaretten, billigem Sprit und einen Welpen aus Kartonagehaltung? Wir wissen es nicht.

Was wir wissen, ist, dass Welpenanbau, -verkauf und -transport boomende Geschäfte sind trotz Millionen verstoßener Streuner, trotz überfüllter Tierheime, trotz voller Anzeigenblättern mit Schnäppchen aus völlig überforderten Privathaushalten, trotz verzweifelter Hilferufe überforderter, überfüllter oder übermotivierter Pflegestellen.

Was wir wissen, ist, dass wir es nicht wissen wollen und uns verwundert die zornesroten Näschen an den Scheiben eines Zoofachgeschäfts reiben, obwohl das wahre Ausmaß des Grauens weit mehr ist als das unter Wasser treibende Stück Eis und die Tierschutztitanic längst alle Rettungsboote voller so wohl meinender Tierschützer und anderer Profiteure in Richtung neuer Fanggründe abgesetzt hat.

Das Zoofachgeschäft namens Zajac ist ein Symptom einer Krankheit, die es zu bekämpfen gilt, die ansteckender ist als die Pest und höhere Margen zu versprechen scheint als Rauschgift-, Waffen- und Menschenhandel: Massenvermehrung, Schmuggel und Abverkauf von Welpen.

Tschechien möchte auch einmal Vorreiter sein innerhalb der EU und wurde – Glückwunsch – Haupteinfallstor für den illegalen Welpenhandel, für das lukrative Massengeschäft mit Hundebabys, die ihres Bezugstiers beraubt traumatisiert, entkräftet, schlecht gepflegt, unzureichend ernährt oft mit gefälschten Papieren krank und halb tot vor Angst und Panik in eine völlig fremde Umgebung gekarrt werden, nur weil Otto und Ottilie Normalverbraucher mit dem stieren Blick der Schnäppchenjäger ein Jungtier käuflich erwerben wollen wie ein industriell produziertes Qualschnitzel aus dem Kühlregal des Lidlaldi ihres Vertrauens. Nur weil es schick ist, so ein unschuldiges Putzelchen zu herzen und es als Spielzeug ihrer Brut in den familiären Ring zu werfen, auf dass es nicht zu schnell und nicht zu groß gedeihe, weil sonst die artgerechte Leinenhaltung an Deutschlands Autobahnen droht, was nicht so schlimm ist wie das Ertränken im Meer, das aus dem fahrenden Auto werfen, schließlich ist Deutschland zivilisiert. Sagen die, die drum herum leben. Und sich dem Leben in archaischen Denkmustern der Vorsteinzeit bereits wieder etwas weiter angenährt haben. Aber Achtung: wir holen auf!

Ein gewisser Herr Zajac hat es dank eines kleinen Tabubruchs geschafft, ohne jede Art besonderer Fähigkeiten, besonderer Erfolge oder gar eines besonderen Einsatzes für irgend etwas Besonderes eine Prominenz zu erreichen, um den ihn selbst die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft (ja, die mit den schnellen Beinen, für die man – was Tiere anbetrifft – offenbar kein Rückrat mehr braucht…) beneiden könnte. Von der FDP ganz zu schweigen. Er hat gewieft den zu erwartenden Protest ausgenutzt, um auf sich und seinen völlig durchschnittlichen Zooladen aufmerksam zu machen. Und so leider völlig den Blick vom Massenwelpenschmuggel abzulenken, der auch ihn früher oder später ernähren wird. Aber dann, Herr Zajac, dann ist Schluss mit lustig. Dagegen werden die Demos niedliche Nadelstiche sein. Wenn es gelingt, die Teilnahme am Welpenschmuggel – auch indirekt nach Zwischenhandel – nachzuweisen. Aber die Zahl der Beobachter, der mutigen Menschen, wächst.

Es ist schön, wenn im Rahmen der Dauerwerbesendung ‚hundkatzeausdiemaus‘ auf VOX darauf hingewiesen wurde, dass das Elend der Massenvermehrung enorm sei. Es ist noch viel schöner, dass im Rahmen der Hamburger ‚HausTier‘-Messe im April Frank Weber, Leiter des Franziskus-Tierheims des bmt – und wegen seiner oft kritischen Reportagen beim bmt zur Zeit allenfalls wohl gelitten – auf Anregung hin versprach, in einer kommenden Reportage nicht mehr Welpen im Kartonverkauf zu zeigen, sondern das Elend der als Gebärmaschinen missbrauchten Hundemamas, die, wenn unbrauchbar geworden, in aller Regel einfach getötet werden. Nur so kann den ‚Hundebaby-Liebhabern zum Schnäppchenpreis‘ deutlich gemacht werden, was ihre ‚Geiz-ist-geil-Mentalität‘ anrichtet. Denn eines muss in aller Deutlichkeit gesagt werden: Jeder, der einen Welpen aus ungeklärter Herkunft kauft, macht sich am Elend dieser gequälten Kreaturen mit schuldig und gehört bestraft! Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Nach dem Debakel der Miniserie über ein zweifelhaftes ‚Tierschutzprojekt‘ mit äußerst zweifelhaften Protagonisten (Romulus Sale samt Familie) und zweifelhaften ‚Helden‘ für Tiere würde es VOX gut zu Gesicht stehen, wieder einmal ernsthaftem Tierschutz eine Plattform zu geben.

Ich fordere ein generelles Einfuhrverbot von Welpen aus dem Ausland, eine Kriminalisierung der Hundevermehrer, eine konsequente Strafverfolgung derer, die sich am Leid von ausgequetschten Hundemüttern und traumatisierter Welpen bereichern, eine Verurteilung mit aller härte, die das Tierschutzgesetz her gibt. Ich fordere das Beschlagnahmen von Fahrzeugen, die zum illegalen Tiertransport genutzt wurden als Tatwerkzeug, wie es in den USA schon seit langem schon praktiziert wird. Ich fordere Geldstrafen PRO Welpen in einer Höhe, die sämtliche Kosten wie Tierarzt, Behandlungen, Aufzucht, Pflegestellen und Ausbildung komplett decken, um dem Tier einen optimalen Start in ein zweites Leben zu ermöglichen – und den Steuerzahler zu entlasten, der in diesem Falle auch Opfer ist! Ich fordern die Aufhebung bzw. Schließung (im Sinne des Strafgesetzes) von Firmen, Vereinen und Organisationen, die nachweislich am Transport, Vertrieb und Verkauf von illegal eingeführten Welpen teilgenommen haben. Ich fordere eine Festlegung eines Mindestalters von 12 Monaten für die Einfuhr von Hunden aus dem Ausland.

Was aber helfen diese Maßnahmen, solange Otto und Ottilie Normalverbraucher weiterhin auf Schnäppchenjagd nach Billigwelpen suchen? Alle diese Maßnahmen helfen erst dann, wenn auch der Kauf illegal eingeführter Welpen unter Strafe gestellt wird. Wenn der Zoll nicht nur auf Zigaretten- und Drogenschmuggel kontrolliert, sondern auch auf Welpenschmuggel. Erst wenn der illegale Einfuhr von Welpen bei Entdeckung deutlich teurer kommt als der Kauf eines Welpen beim registrierten Züchter, kann sich etwas ändern.

Der illegale Welpenhandel und damit die qualvolle Massenvermehrung ist nur zu stoppen, wenn

  • Einfuhr von Welpen verboten,
  • der Kauf von illegal eingeführten Welpen unter Strafe gestellt,
  • illegal eingeführte oder bereits verkaufte Welpen beschlagnahmt und zu Lasten der Verkäufer oder Halter versorgt und
  • Verkauf und Halten von Welpen ohne lückenlosen Nachweis einer registrierten Zucht in Deutschland verfolgt und d)eine umfassende Aufklärung betrieben werden.

Es ist weniger eine Frage des Wie, sondern des Wann. Statt dessen vertreibt sich die Gemeinde der ‚Tierschützer‘ lieber die Zeit mit sinnlosen Demos, Protesten und Anzeigen gegen eine angebliche Kunstaktion unter dem c/o einer Münchner Rechtsanwältin, über die sich selbnst das sonst so allwissende Goolge überraschend ausschweigt. Pünktlich zur Walpurgisnacht am 30. April. Glückwunsch, meine Damen!

© Michael Marx – 05/2012

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