Facebook. Betroffenheits-Katalysator. Kuschelsofa mit Realitätsimitation, stark überschätztes Sprachrohr Anhänger verschiedenster Lebensentwürfe – untereinander. Der hilflose Schrei nach Rache verlässt das Kaminplätzchen allein. Taten folgen beim Sofakissentango meist keine, die Kissen bleiben warm.

Statt sich zu verbünden, um Tierschutzgedanken eine gemeinsame Basis zu geben, um sich auf das Ziel zu konzentrieren, ergehen sich die KombatantInnen in kleinkarierte Grabenkämpfe im Stil volltrunkener Kesselflicker. Pfründe sichern, eigene Ideale ausleben, Einfluss gewinnen, toll sein, unbelehrbar, rechthaberisch, verbohrt – nicht ernst zu nehmen außer in der eigenen, peinlich überhöhten Selbstdarstellung: die grauen und tiefschwarzen Schafe überdecken jedes positive Bild ehrenamtlicher und ernst zu nehmender Tierschutzarbeit mit der Fratze bornierter Ichsucht. Es muss anders gehen.

Am 8. Oktober findet eine erste weltweite Demonstration für ein Ende der Grausamkeit gegen Tiere statt. Die für eine jährliche und immer weiter verbreitete Wiederholung angelegte Veranstaltung WEEAC – World Event to End Animal Cruelty – möchte mehr und mehr Menschen auf die Straße bringen zum Schutz von Tieren vor Willkür und Gewalt. Der WEEAC soll keine Veranstaltung nur für Tierschutzaktivisten werden, für Tierrechtler, für Menschen, die bereits aktiv echten Tierschutz betreiben, sondern ein Festival für alle, für Aktive, für Interessierte, für Zögernde, für Verunsicherte und ganz besonders für Jugendliche, die Grausamkeiten an Tiere bisher nur am Rande wahrgenommen haben. Der WEEAC möchte Raum zur Trauer geben, Betroffenheit artikulieren, Projekte vorstellen, informieren – aber auch Unterhalten. WEEAC ist auch Party, ist Freude am Einsatz für die geschundene Kreatur, Tierschutz muss Spaß machen dürfen, Tierschutz ist für bewusste Menschen, denen nachfolgende Generationen genauso wenig gleichgültig sind wie die eigene Gesundheit. Tierschutz ist auch Dienst am Menschen. Tierschutz ist Zukunft, Verantwortung. Tierschutz ist Freude am Leben.

Wer sich keine Zeit nehmen möchte für eine Veranstaltung, die durch breite Teilnahme einen längst fälligen Wertewandel anzeigt, Medien alarmiert und – allein dadurch – Politikern nicht zu übersehende Zeichen setzt, bezieht Stellung: die der Gleichgültigkeit gegenüber der Kreatur. Teilnehmen kann jeder. Vielleicht nicht vor Ort, Berlin ist für viele weit, Geld ist knapp. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, Zeichen zu setzen: durch Organisation von begleitenden Veranstaltungen in den Regionen. Durch das Verteilen von Flyern. Durch Unterschriftenaktionen am Tag des WEEAC. Durch Verteilen von Flyern. Durch die Weitergabe von Terminen und Informationen. Durch lokale Aktionen am Veranstaltungstag. Durch Spenden. Durch einen freiwilligen veganen, zumindest vegetarischen Tag. Aus dem auch gerne mehr werden dürfen.

Ignoranz ist keine Option. Fern bleiben ist keine Option. Euer Schweigen ist Gold. Für Nahrungsmittelkonzerne, Pelzhersteller, Massentierhalter, Tierversuchsauftraggeber, für organisierte, instrumentalisierte, industrielle, professionelle und ganz private Tierquäler. Für all diese Tierquäler ist euer Schweigen Gold. Unbezahlbar. Für Politiker ist euer Schweigen Gold, so viel wert, wie eure gegebene oder gedankenlos verschenkte Wählerstimme. Für die, die Glauben predigen und die Seele der Kreatur leugnen.

Kommt nach Berlin. Zeigt euch, bezieht Stellung, übernehmt Verantwortung, unterstützt einen Wertewandel, der euren Kindern Luft zum Atmen lässt, Wasser zum Trinken, Blumen zum Pflücken und Tiere zum Streicheln. Trauert mit uns. Und feiert mit allen für eine bessere Welt.

Wem dieses Anliegen auch ein persönliches Anliegen ist, aber dennoch nicht in Berlin dabei sein kann, ist herzlich eingeladen, uns begleitende Aktionen vorzuschlagen oder uns bei deren Durchführung helfen zu lassen. Sobald möglich, kann man bei uns oder auf der Webseite der WEEAC Deutschland Infomaterial, Flyer und Poster als Druckvorlage herunterladen, um diese drucken zu lassen. Wo möglich, wird Material zur Verfügung gestellt. Wir informieren über den Stand der Dinge, vermitteln Ansprechpartner und veröffentlichen alle eure geplanten Aktionen.

Für alle, die in Berlin dabei sein möchten, versuchen wir, verbilligte Bahnreisen oder Busreisen anzubieten und Übernachtungsmöglichkeiten zu organisieren. Berliner: bietet Menschen, die teilnehmen möchten, Unterkunft. Und an alle:

Überlasst das Kuschelplätzchen am Kamin gefälligst euren Tieren, ihr werdet gebraucht von denen, die nie einen hatten. Und nie einen haben werden.

Weil man Gold nicht fressen kann. Auch nicht beim Sofakissentango.

© Michael Marx – 05/2011

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Nachwort: Die Euphorie ist lange vorbei. Nur zu schnell wurde deutlich, dass der WEEAC als Organisation nichts weiter ist als der völlig untaugliche Versuch, die ‚Weltherrschaft‘ in Sachen Tierschutz zu erreichen – mit den üblichen Mitteln: Inkompetenz mit Geschrei an der Spitze, Mobbing, in einer handvoll tatsächlich gegründeter Vereine immer die selben ‚Köpfe‘, irrationale Visionen und kritikloses ‚Verpaaren‘ selbst mit Personen und Vereinen, die so gar nichts mit Tierschutz am Sammelhut haben. Schnell ernüchtert mussten wir zu engagierten Gegnern der Organisation werden, obwohl der Gedanke an sich durchaus seinen Charme hat. Allerdings nur mit national unabhängigen Organisationen samt kompetenter und erfahrener Spitze. Davon allerdings ist der WEEAC noch immer weiter entfernt als der Pluto vom Sofakissentango. Wuff. (12/2012)

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