Topfdeckel sind praktisch. Wenn der Topf passt. Radfahren ist nicht schlecht. Wenn das Rad passt. Wer als Dame von Welt – aufrecht sitzt der Reiter zu Pferde – den Bentley in der Garage lassen möchte, um zum Viktualienmarkt zu radeln, bevorzugt ein Damenrad von Wert, dem Studenten frommt der fiese Renner ohne Schaltung und Bremsen, dafür aber Sexappeal. Der derbe Großstadt-Outlaw ridet sein Downhiller zum Kreuzbergtal und Lothar nebst Gattin Lieschen Müller bevorzugen das Partnerlook-Klapprad im Geranienlook mit Körbchen C vorn, Gepäckträger und Griff zum Wegwerfen, jeder Arsch – Entschuldigung – findet seinen Sattel. Und das ist gut so.

Bei Hunden scheint das anders zu sein. Je fetter das Goldkettchen, desto größer die Beißkraft, Index ist Pflicht. Hund zu Tapete zu Teppich zu Ego und was nicht passt wird passend gemacht. So!

Eine leichte Anmutung der Katalogfrau aus Thailand oder dem wilden Osten ist rein zufällig – beabsichtigt.

Da heizen tiefer gelegte Rollator-Ladys hinter Dalmatinerinnen her wie Peter Zwegert hinter der armen Steuersünderseele, Hartz-IVer-Presswürste verschanzen sich vor dem eigenen Rottweiler hinter der Couchgarnitur und Kinder werden meist rechtzeitig in Sicherheit gebracht vor Wachhunden für Grundbesitz im Weddinger Hinterhofzwinger mit Wohnklo und kombinierter Schlafküche. Läuft da was falsch vielleicht?

Nö. Hundebesitzer haben immer Recht, die rebellische Töle kommt ins Heim und die nächste auf Raten gleich hinterher. Ein bisschen Gott spielen, oder was? Ich spule zurück und spreche langsam:

Wir reden hier von Tieren. Das ist die Instanz nach dem Menschen, mit Bewusstsein versehen, mit Seele, Schmerzempfinden, mit Freude, Trauer, Verlustangst, Respekt, Treue und Gefühl ausgestattet. Nein, nicht wie die Katalogbesteller und Fashon-Victims. Nicht wie zerebral entkernte Selbstdarsteller oder geistig nackerte. Sondern wie Menschen, die tief in sich hinein horchen, um zu erfahren, welcher Hund von Anlagen und charakterlichen Eigenschaften dem eigenen Lebensstil entspricht.

Leider ist es kein Einzelfall, dass Menschen Hunde adoptieren wollen, die definitiv nicht zum Umfeld, zu den Lebensgewohnheiten, zum Temperament des designierten Halters passen. Und dann? Wenn der Irrtum auffliegt, ist es für den – natürlich schuldigen – Hund bereits zu spät. Er endet da, wo er bereits war: im Tierheim mit der Option auf frühen Tod.

Im Zweifel nein. Das ist mein Rat an alle, die sich hier umschauen und geneigt sind, ein Tier zu wählen, dass einem Wunschdenken entspricht. Meine quirlige Mallorquinerin verzauberte mich, obwohl sie absolut nicht meinem ‚Beuteschema‘ entsprach, enttäuschte mich durch ihre Maße und überzeugte letztendlich durch ihre Größe. Auf meinen strubbligen Schnippsel mit Namen Chica verzichten? Um keinen Preis der Welt.

Merke: Sehe, wer sich ewig bindet, ob sich auch das Richtige findet… (Entschuldigung, Herr Geheimrat ).

© Michael Marx – 11/2010

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